Rezension

Ein Familienroman mit historischem Hintergrund

Die langen Tage von Castellamare
von Catherine Banner

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte beginnt während des Ersten Weltkrieges. Auf der kleinen Insel Castellamare südlich von Sizilien erhält der junge Arzt Amedeo Esposito aus Florenz eine Anstellung als Arzt. Er arbeitet als einziger Arzt auf der Insel, und ist hin und wieder sogar für die Sorgen der Tiere auf der Insel zuständig. Amedeo verliebt sich in Pina – eine Einheimische der Insel – und heiratet sie. Doch ein Ereignis veränderte das Leben von Pina und Amedeo. Denn als Pina schwanger ist, hatte Amedeo eine Affäre mit der Frau des Contes. Somit geschah es, dass beide Frauen wenige Stunden Unterschied jeweils einen Sohn zur Welt brachten. Zunächst gebar die Geliebte Carmela einen Sohn namens Andrea, und anschließend gebar Pina ihren Sohn Tullio. Amedeo geriet in Verruf aufgrund der Liebschaft mit Carmela, dennoch verzieh Pina ihrem Mann und beide entschieden sich für ein neues Projekt: ein Insel-Café. Auch Tullio und seine beiden jüngeren Zwillingsbrüder Flavio und Aurelio und das Nesthäkchen Maria-Grazia wuchsen auf der Insel auf. Und die nächsten Generationen folgten, denn auch Maria-Grazia wurde wiederum Mutter von Zwillingen.

Diese hundertjährige Familiengeschichte auf der kleinen italienischen Insel erzählt die britische Autorin Catherine Banner mit einem gewissen Feingefühl, dass man mit den verschiedenen Protagonisten innerhalb der Familie Esposito mitfühlt und mitfiebert. Jede Generation der Familie Esposito ist mehr oder weniger kleinen Schicksalsschlägen ausgesetzt, die mit den beiden Weltkriegen einhergehen. Allerdings muss betont werden, dass die Kriege im Hintergrund als Schatten stehen, und die Familie eher nebensächlich beschäftigen. Denn die Autorin legt den Fokus auf die Figuren, die wiederum die Insel beleben und sie am Leben erhalten. Eine wiederkehrende Tradition feiern die Inselbewohner jedes Jahr: das Fest der heiligen Sant’Agata. Eine Symbolfigur, die bei jeder Familie mal mehr, mal weniger Einfluss nimmt. Zumindest glauben die älteren Bewohner an die heilige Agata. Man bekommt beim Lesen über die einzelnen Figuren und Generationen einen guten Eindruck über die Insel, und wie diese Insel und auch das Festland das Leben der Bewohner bestimmt. Denn jede Figur und Generation erlebte seine Epochen. Die Geschichte reicht bis in die Gegenwart, und lässt die Alten der Inseln in Würde, aber auch in Demut und starken Willensmut altern. Amedeo wird zum Mittelpunkt seiner eigenen Familie und durch das Familiencafé der Insel. Innerhalb der Familie Esposito passieren viele Ereignisse, die die Familie einerseits vereint, aber wiederum auch Brüche hinterlässt. Amedeo und Pinar bleiben ein glückliches alterndes (Groß-)Elternpaar.

Bei diesem Roman konnte ich sehr gut eintauchen, und habe bis auf wenige kleine langatmige Abschnitte diese Geschichte genossen. Da die Autorin mit diesem Roman ihren ersten Erwachsenenroman schrieb, finde ich, dass ihr ein lesenswerter Roman gelungen ist. Die Geschichte ist keineswegs melancholisch, sondern zart, ernsthaft, liebenswürdig und teilweise nachdenklich traurig erzählt. Die Mischung der Gefühle und Ereignisse harmonieren sehr gut miteinander.