Rezension

Ein fantastischer Reihenauftakt, der seinesgleichen sucht

Das Lied der Krähen - Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 5 Sternen

#rezensionsexemplar

Mitte November habe ich euch auf Zeilenliebes_Bilderzeilen ein Bild von einem meiner Neuzugänge gezeigt: Das Lied der Krähen. Heute möchte ich euch gerne meine Gedanken dazu vorstellen. 

Allgemeines:

Das Lied der Krähen ist der erste Band einer neuen Fantasyreihe der bekannten Autorin Leigh Bardugo. Der 592 Seiten umfassende Roman ist Anfang Oktober als Klappenbroschur mit schwarzem Buchschnitt und weiteren attraktiven Gestaltungsdetails in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen. Leigh Bardugo war für mich im Vorfeld ein unbeschriebenes Blatt – viele Leser kennen sie aber mit Sicherheit durch ihre Grisha-Trilogie, die im Carlsen Verlag veröffentlicht worden ist. Für Das Lied der Krähen würde ich eher eine Leseempfehlung für ein höheres Lesealter aussprechen.

Inhalt:

„Ketterdam – pulsierende Hafenstadt, Handelsmetropole, Tummelplatz zwielichtiger Gestalten: Hier hat sich Kaz Brekker zur gerissenen und skrupellosen rechten Hand eines Bandenchefs hochgearbeitet. Als er eines Tages ein Jobangebot erhält, das ihm unermesslichen Reichtum bescheren würde, weiß Kaz zwei Dinge: Erstens wird dieses Geld den Tod seines Bruders rächen. Zweitens kann er den Job unmöglich allein erledigen …
Mit fünf Gefährten, die höchst unterschiedliche Motive antreiben, macht Kaz sich auf in den Norden, um einen gefährlichen Magier aus dem bestgesicherten Gefängnis der Welt zu befreien. Die sechs Krähen sind professionell, clever, und Kaz fühlt sich jeder Herausforderung gewachsen – außer in Gegenwart der schönen Inej …“ (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Meine Meinung:

Wie fängt man nur eine Rezension zu einem Buch an, das schlicht und ergreifend faszinierend und großartig ist? Genau diese Attribute reichen doch eigentlich aus, um alles auszudrücken, was ich während und nach der Lektüre gefühlt habe. Aber gleichzeitig werden sie dem Buch nicht gerecht. Also werde ich versuchen, euch genauer zu beschreiben, was Das Lied der Krähen für mich zu einem so fabelhaften Leseerlebnis gemacht hat.

Das Lied der Krähen hatte bereits eine lange Reise hinter sich, als es endlich bei mir eintraf. Durch unergründliche und verschlungene Wege der Deutschen Post hat es mich leider erst nach längerer Zeit erreicht. Umso größer war natürlich die Vorfreude und infolgedessen waren auch die Erwartungen an das Buch gestiegen. Und diese Erwartungen konnte Leigh Bardugo mehr als erfüllen.

Bereits beim ersten Anschauen des Buches habe ich etwas Besonderes gespürt. Auf eine gewisse Art und Weise wirkt Das Lied der Krähen stimmig. Sowohl die Gestaltung als auch der Inhalt sprachen mich an – ich habe sofort mit dem Lesen begonnen und das Buch anschließend kaum aus der Hand legen können. Bardugos Schreibstil hat mich bereits nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen. Obwohl die Perspektive der Protagonisten häufig wechselt, hatte ich keine Schwierigkeiten, dem Inhalt zu folgen. Es entstand auch nicht das Gefühl der Unvollständigkeit – nein, die Perspektiven haben sich gut ergänzt und ich war nach jedem Kapitel neugierig, welcher dieser außergewöhnlichen Protagonisten das nächste erzählen würde. Alle Charaktere waren mir sympathisch, jeder von ihnen wirkte auf seine ganz eigene Art und Weise authentisch. Sie alle haben sich ebenfalls auf charakterlicher Ebene ergänzt, zum Glück aber auch nicht ohne ausreichendes Konfliktpotential. Meine Lieblinge waren jedoch Inej und Kaz. Beide sind grundverschieden, überzeugten mich aber in ihrer Gesamtheit. Von Kaz hatte ich bereits vor dem Beginn des Buches durch den Klappentext und den in der Innenseite des Buches abgedruckten Text ein recht detailliertes Bild vor Augen.

„Was ist der einfachste Weg, einem Mann die Brieftasche zu rauben?“ „Messer durch die Kehle?“, fragte Inej. „Pistole im Rücken?“, mutmaßte Jesper. „Gift im Becher?“, schlug Nina vor. „Ihr seid alle abscheulich“, sagte Matthias. Kaz verdrehte die Augen, „Der einfachste Weg, einem Mann die Brieftasche zu rauben, ist, ihm zu sagen, dass man seine Uhr klauen wird. (S. 168)

Ich empfand es allerdings als unpassend, dass Inej im Klappentext auf das Merkmal „Schönheit“ reduziert worden ist. Genau das verkörpert sie für Kaz vielleicht zu einem Teil. Aber dieser Aspekt steht mitnichten im Vordergrund der Handlung. Weder für Kaz noch für Inej. Keiner schmachtet dem anderen willenlos hinterher, keiner von beiden ist schwach und Inej ist schon gar kein hilfloses Mädchen, kein Anhängsel von Kaz, das ohne ihn nicht überleben würde. Vielleicht hätte dieser letzte Satz des Klappentextes einfach weggelassen werden können – dann wäre auch der Klappentext perfekt.

Das Lied der Krähen ist nicht nur äußerlich schön gestaltet, nein auch der inhaltliche Aufbau kann sich sehen lassen. Bardugo baut die eher düstere Geschichte der sechs Protagonisten passenderweise in sechs großen Abschnitten auf. Durch die gesamte Handlung hinweg gelingt es ihr, die Spannung zu halten. Ich wusste an keiner Stelle, wie die Geschichte ausgehen wird und war immer wieder überrascht. Ob in Ketterdam oder woanders, Bargudo ist es gelungen, mich zu fesseln. Das gelingt in diesem Ausmaß nur wenigen Autoren – ich war begeistert! Obwohl ich das von Bardugo entworfene Grisha-Universum nicht aus ihren anderen Büchern kannte, hatte ich keine Schwierigkeiten, zurecht zu kommen. Mit Sicherheit werde ich aber auch bald einen Blick in die bisher von ihr verfassten Bücher werfen.

Fazit:

Ein fantastischer Reihenauftakt, der seinesgleichen sucht. Ich kann das Erscheinen des zweiten Bandes kaum erwarten!