Rezension

Ein fantastischer Schreibstil

Der blinde Mörder - Margaret Atwood

Der blinde Mörder
von Margaret Atwood

Bewertet mit 3 Sternen

Zehn Tage nach Beendigung des 2. Weltkrieges fuhr Laura mit dem Auto von einer Brücke.

Ihre Schwester Iris, mit der sie den größten Teil ihres jungen Lebens verbrachte, erzählt in ihren alten Tagen vom Leben als Kind, bis hin zum Unfall von Laura.

Eine bewegende Lebensgeschichte beginnt...

 

 

 

Ich habe den Roman „Der blinde Mörder“ von Margaret Atwood bereits vor einigen Jahren gekauft und seit dem zierte es mein Bücherregal. Viel positives habe ich gerade in der letzten Zeit über die Autorin gehört und als die YouTuberin Janine auf ihrem Kanal „Poesielos“ die ersten Zeilen des Buches anlas war sehr schnell klar, es wird eines meiner nächsten Bücher werden.

 

Ganz spontan haben wir dann aus diesem Vorhaben eine gemeinsame Leserunde gemacht und dabei sehr tolle Gespräche zu eben diesem Buch geführt.

 

„Der blinde Mörder“ ist ein Buch, welches in 15 Abschnitten aufgegliedert wurde und durch diese Abschnitte zwei verschiedene Erzählstränge bietet.

Dieser Aspekt war mir vor dem Lesen nicht unbedingt bewusst und brachte dadurch aber eine kleine Überraschung mit sich.

 

Im Wechsel lesen wir somit die Geschichte von Iris und ihrer Schwester, die wir seit ihrer Kindheit begleiten dürfen.

Iris, die bereits 83 Jahre alt ist, schreibt ihr Leben nieder und wir Leserinnen und Leser dürfen diesem, aber auch ihrer Gegenwart folgen.

 

In den anderen Abschnitten geht es um „Der blinde Mörder“. Ja, was hier als Titel des Buches besteht, ist auch im Buch ein Buchtitel. Das Skandalbuch, welches Laura geschrieb und welches kurz nach ihrem Tod veröffentlicht wurde, schlägt heute noch Wellen. Diese Abschnitte erzählen von der Entstehung des Romans und von einer Geschichte zweier Liebenden, die sich erst im Laufe des Buches zu erkennen geben. Wir erfahren von der Geschichte in der Geschichte, die sehr viele phantastische Elemente mit sich bringt und eine wichtige Rolle spielt.

 

Und hier sind wir auch schon an einem Kritikpunkt angelangt. Gerade diese Geschichte im Buch war es, die mich gleich zu Beginn fast zu Aufgeben gebracht hatte. Es ist so ein krasser Gegensatz zum Rest des Buches, dass ich mich damit erst einmal abfinden und anfreunden musste.

 

Im Gegensatz dazu mochte ich die Erzählungen von Iris aus ihrem Leben. Zwar hatten auch diese Kapitel ihre Längen, waren aber deutlich unterhaltender, zumindest zu Beginn.

 

Was im Laufe der Geschichte passiert, ist wie ein großes Puzzle zu betrachten. Wir Leser kennen bestimmte Teile, aber viele andere auch nicht und bauen auf den ca. 700 Seiten das komplette Bild zusammen.

Dabei war ich immer wieder am Rätseln, was auf mich zukommen wird, welche Geschehnisse zum Tod von Laura führten und wie diese Abschnitte mit „Der blinde Mörder“ damit zusammenhängen.

Und gerade der letzte Punkt war für mich immer interessanter und zum Ende hin noch besser als Iris und ihre Geschichte.

 

Ich hoffe Ihr konntet mir folgen, denn wie man sicherlich merkt, Margaret Atwood hat hier eine sehr komplexe Geschichte geschrieben.

 

Der Schreibstil der Autorin war es jedoch, der mich komplett mitgenommen hat. Wo es an der Story immer wieder Kleinigkeiten gab, die ich bemängeln muss, war es ihre Erzählart, die mich schier begeistert hat. Sie hat eine sehr ausdrucksstarke und sehr bildliche Art das Geschehene aufzuzeigen und Figuren ein Gesicht zu geben.

 

Ich habe mir schon weitere Werke von Margaret Atwood notiert, weil ich unbedingt wieder in den Genuss dieses Stils kommen möchte.

 

Mein Fazit:

„Der blinde Mörder“ war anders als ich dachte und er hatte durchaus seine Längen, trotzdem hat die Geschichte ihren Charme. Charaktere denen man folgen möchte und eine Geschichte mit vielen Lücken die es aufzuklären gilt, machen Spaß und unterhalten, wenn auch mit kleinen Abstrichen.