Rezension

Ein fantastisches Duo

Die Oma und der Punk - Simone Jöst

Die Oma und der Punk
von Simone Jöst

Bewertet mit 5 Sternen

rgendwann reicht es! Das denkt sich jedenfalls Oma Emma und türmt mitten in der Nacht aus der Seniorenresidenz. Eigentlich ist ihre Flucht gut geplant, doch leider lässt sie ihr Fluchthelfer aus unbekannten Gründen im Stich. Doch mitten aus dem nichts erscheint Jule, eine junge Punkerin und nimmt sich der resoluten Oma an. Zu Beginn ist Emma von Jule wenig angetan, doch schon bald merken die zwei so unterschiedlichen Damen, dass sie zusammen einfach ein perfektes Team sind. Und so schlittern die beiden von einem Abenteuer ins nächste und lernen sich selbst und die andere immer besser kennen.

Im ersten Augenblick fragt man sich wie dieses ungleiche Team funktionieren soll. Eine Oma und eine Punkerin. Doch schon bald merkt man, dass Emma gar nicht so konservativ ist wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Emma ist für ihr Alter eine sehr rüstige und im Herzen junggebliebene Dame und an manchen Stellen habe ich sogar vergessen wie alt sie wirklich ist. Jule hingegen wirkt immer wieder älter als sie es tatsächlich ist, was vor allem an ihrer Vergangenheit und ihrer Zeit auf der Straße liegt. Die beiden Damen ergänzen sich einfach perfekt.
Neben den beiden Hauptpersonen werden im Laufe der Zeit immer mehr Personen eingeführt. Seien es Jules leicht skurrile Mitbewohner Anja und Kalle, Jules Chef Giorgio, Emmas Sohn Konstantin, Sandro oder Steve. Alle Personen haben ihre speziellen Eigenheiten, sind super beschrieben und man hat sofort ein Bild von ihnen vor Auge. Auch Nebendarsteller die wirklich nur eine kleine Rolle spielen, werden von Simone Jöst so lebhaft beschrieben, dass man sofort das Gefühl hat die Person schon länger zu kennen.

Zusätzlich zum Hauptthema von „Die Oma und der Punk“ entwickeln sich einige Nebenstränge, die sich aber wunderbar in das Gesamtgefüge einbinden. So erfährt man einiges über die Vergangenheit von Emma und Jule und auch dass diese Vergangenheit für viele der gegenwärtigen Handlungen verantwortlich ist.
Auch wenn einem durchaus bewusst ist, dass so eine Geschichte in der Realität wohl eher nicht passieren wird, wirkt das Buch nie konstruiert und aufgesetzt. Abgesehen davon, hat man aber auch kaum Zeit genauer darüber nachzudenken ob dies nur alles wirklich passieren könnte. Denn eine witzige Szene folgt auf die nächste. Man hat kaum Zeit durchzuatmen und ein wenig auszurasten, schon passiert wieder etwas mit dem man eher nicht gerechnet hat. 
Das Lese-Erlebnis wird noch durch den wunderbaren Schreibstil von Frau Jöst abgerundet. Die Sprache wirkt sehr frisch und jugendlich und trotzdem weder gekünstelt noch aufgesetzt. Kein Wunder, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte.

Meiner Meinung nach, hat Simone Jöst hier einen unglaublich spritzigen, lustigen und aufregenden Kriminalroman geschrieben, der einige heitere Lesestunden garantiert. Doch auch die Gefühle kommen nicht zu kurz, hier darf nicht nur gelacht, sondern auch ein wenig geweint, gewundert und gezittert werden. Alles in allem ein gelungenes Gesamtkonzept, dass ich gerne weiterempfehle. Ich persönlich kann es kaum erwarten weitere Abenteuer von Emma und Jule zu lesen.