Rezension

Ein fast perfekter Jugendroman

Ich gebe dir die Sonne - Jandy Nelson

Ich gebe dir die Sonne
von Jandy Nelson

Manchmal muss es einfach ein Jugendbuch sein und wenn es sich dann noch um eine Geschichte handelt, die einen nicht nur einfach unterhält, sondern auch noch berührt, dann stelle ich es Euch umso lieber vor.
Ein Zwillingspärchen, das unterschiedlicher nicht sein kann - Noah, homosexuell, ängstlich und immer an sich zweifelnd und Judy, laut, impulsiv und voller Tatendrang. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere sind die beiden unzertrennlich. Eben noch unzertrennlich reden sie ein paar Jahre später kein Wort mehr miteinander. Nun gilt es, zu erfahren, was passiert ist und das Leben der beiden so durcheinander gebracht hat, dass eine innige Geschwisterliebe je auseinander gerissen worden ist.
Gefühlvoll und mit einer sehr bildreichen Sprache ausgestattet, bringt die Autorin Jandy Nelson dem Leser das Leben eben dieses Zwillingspärchens näher. Geschwister, die ein so inniges Verhältnis zu einander haben, dass es fast unwahrscheinlich erscheint, dass zwei Jahre später auf einmal alles ander sein soll. Peu á peu zeigt die Autorin auf, was dazu geführt hat, dass sich die Zwillinge von nun an wie Fremde gegenüber stehen.
Wortgewaltig, kraftvoll, fast explosiv und dann wieder fast träumerisch, findet die Autorin eine wohltuende Balance, um dem Leser das Leben der Zwillinge näher zubringen und wie es geschehen konnte, das vormals ein so unzertrennliches Geschwisterpaar, sich voneinander so entfernen konnten.
Fast könnte man meinen, dass man sich im Verlauf der Geschichte einer Verjüngerungskur unterzieht, denn durch die gekonnt einfließende Jugendsprache, kann man sich nicht wehren, was man aber auch nicht will und steht direkt neben den Protagonisten und möchten ihnen in so manchen Fällen unter die Arme greifen, einfach zuflüstern, was zu tun ist oder einfach nur seine Hilfe anbieten und das als Freund oder Freundin eben dieses Zwillingspärchen.
Ein fast perfekter Jugendroman, der all das hat, was man sich wünscht - Gefühl, Humor, Dramatik, Freud und Leid. Das Einzige was fehlt und das ist wirklich sehr schade, ist ein Ende der Geschichte, das das Buch vollkommen macht. Leider aber plätschern die letzten Seiten nur so vor sich hin, was dem Buch nicht gerecht wird. Ich habe mir längere Zeit Gedanken gemacht, warum der Stil der Auotrin mit einem Mal so verändert ist, aber ehrlich gesagt, habe ich das Gefühl, dass der Autorin einfach nur die Puste ausgegangen ist, was wirklich bedauerlich ist. 
Dennoch habe ich das Buch wirklich sehr gern gelesen, weil die Geschichte gekonnt entschlüsselt wird und der Spannungsbogen wohl dosiert aufgebaut ist. Das Ende "schreibe" ich mir einfach schön und schreibe mir einfach mein ureigenes Ende in meinem Köpfchen.