Rezension

Ein feinsinniger und gut geschriebener Roman über einen besonderen Mann

Ein Gentleman in Moskau - Amor Towles

Ein Gentleman in Moskau
von Amor Towles

Bewertet mit 5 Sternen

1922: Graf Alexander Iljitsch Rostov wird vom kommunistischen Volkskommissariat für innere Angelegenheiten zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau verurteilt. Der ehemalige Aristokrat, der sonst in diesem erstklassigen Haus in seiner eigenen Suite residiert hat, muss nun in einer alten Dachkammer leben und sich mit dem begnügen, was sich innerhalb der sonst sehr luxuriösen Gefängnismauern abspielt... .
Amor Towles hat hier eine wunderbare Handlung entworfen, die innerhalb eines politisch schwierigen Regimes einen außergewöhnlichen Mann zeigt, der trotz aller Widrigkeiten immer gutes Benehmen an den Tag legt und stets den idealen Gentleman verkörpert.
Als ich anfing zu lesen, war ich sofort dem unglaublichen Charme, den die Erzählung ausstrahlt, erlegen. Auch wenn im Mittelpunkt der Handlung stets Graf Rostov selbst steht, übernehmen auch die vielen Nebenfiguren tragende Rollen. So begegnet man zum Beispiel Michail Fjodorowitsch, einem Freund des Grafen aus Zeiten des Studiums, der für ihn wie ein Bruder ist und gegen ihn ein wenig ungehobelt erscheint, aber trotzdem fest zu ihm steht. Eine besondere Position nimmt auch die kleine Nina ein. Wenn der Graf mit ihr oder in späteren Jahren mit ihrer Tochter zusammen ist, merkt man, dass er wirklich ein großes Herz hat und auch gut mit Kindern umgehen kann. Mir hat unglaublich gut gefallen, wie er mit Nina debattiert, ihren Wunsch,einmal Prinzessin zu sein, ernst nimmt und ihr Geschichten aus der adeligen Welt erzählt.
Amor Towles schreibt sehr feinsinnig und mit sehr viel Gefühl. Manchmal hat ich beim lesen sogar den Eindruck, ein Werk von Tolstoi vor mir liegen zu haben. Auch ist das Buch spannend, hält Überraschungen bereit und führt auch in die Welt der russischen Gepflogenheiten ein. 
Insgesamt hat mich ,,Ein Gentleman in Moskau" gut unterhalten und oft zum schmunzeln gebracht. Der Autor hat es wirklich verstanden, aus dem Hotel Metropol eine Art Mikrokosmos zu machen, indem der Graf lebt und dem Regime statt Rache gutes Benehmen entgegen setzt. Für mich ist dieses Buch eines meiner Jahreshighlights und ein absolutes Muss für alle, die gerne feinsinnige und gut geschriebene Romane lesen. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.