Rezension

Ein Feuerwerk der Emotionen

Warte auf mich - Philipp Andersen, Miriam Bach

Warte auf mich
von Philipp Andersen Miriam Bach

„Warte auf mich“ ist ein außergewöhnlicher Roman, der die Geschichte zweier Liebenden erzählt. Er handelt von der Sehnsucht, vom Schicksal, von Trauer und Wut, von Gefühlen, die einen dem Himmel näher kommen lassen oder auch tiefe Verzweiflung auslösen können.

Eine gemeinsame Story – zwei Blickwinkel: Das ist wohl das Besondere an diesem Roman, der außerdem noch ein Buch im Buch darstellt. Die beiden verschiedenen Perspektiven unterscheiden sich dann auch noch klar im Stil. Während Philipps Parts in der Ich-Perspektive und kursiv geschrieben sind, sind Miriams Einsichten in einer neutralen Perspektive gehalten. Dies dient schon allein zur optischen Abgrenzung, aber als Leser hat man zusätzlich das Gefühl, dass Philipp einen mehr an seinen Gefühlen teilhaben lässt als Miriam. Ich finde diesen Wechsel überaus gelungen, denn ich habe bisher noch kein Buch gelesen, bei dem man wirklich den Eindruck hatte, dass hier zwei vollkommen unterschiedliche Autoren am Werk sind. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, weil die Abschnitte zudem noch relativ kurz sind und der Wechsel so sehr oft stattfindet, was für den Leser wiederum angenehm ist.

Philipp und Miriam waren jeder für sich einfach perfekt ausgearbeitet. Ich habe ihnen jeden Satz, jede Regung und jeden Atemzug abgenommen. Gerade auf der Gefühlebene wurde hier eine Meisterleistung vollbracht. Ich finde das Thema recht schwierig, weil aus meiner Sicht eine Gradwanderung zwischen Schmerz, Daramatik und Kitsch stattfinden musste. Zu viel in eine der drei Richtungen und die Stimmung wäre für mich dahin gewesen. Aber genau das Gegenteil war der Fall: Eine perfekt ausbalancierte Komposition von Zwischenmenschlichkeiten und persönlichen Belangen. Jede Emotion war deutlich spürbar und ich als Leserin hätte mich während der ganzen Story für keine Seite entscheiden können. Beide sind wahnsinnig verzweifelt und können einfach nicht aus ihrer jeweiligen Haut – was sie noch sympathischer und authentischer macht.

Die Autoren beschränken sich lediglich auf ein paar Nebendarsteller. Dies ist auch angemessen, denn es geht eigentlich um Philipp und Miriam. Da haben andere Personen nichts zu suchen – außer sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Ursachenforschung. Generell vergebe ich aber für die Chrakterfindung einen dicken Pluspunkt, weil ich einfach begeistert bin, wie lebendig alle sind.

Die Spannung baut sich langsam auf. Spätestens ab Seite 50 hatte mich die Story dann aber vollkommen in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der flüssige Schreibstil, die wechselnden Perspektiven und die relativ kurzen Abschnitte haben ihr Übriges dazu beigetragen. Lediglich das ewige Hin und Her hat dazu geführt, dass ich zwischendurch kurzzeitig genervt war und mich gefragt habe, ob man hier nicht eine andere Lösung hätte finden können. Das Ende ist dann aber wieder spannend und vor allem sehr aufwühlend. Ich finde, dass die Geschichte ein würdiges Ende findet, denn der Schluss ist für mich schlüssig und ich kann die Entscheidungen nachvollziehen, die getroffen werden.

Wer sich für diesen Roman entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass es im Prinzip um eins geht: Liebe. Wir haben es mit Herzschmerz pur zu tun. Der Fokus wird auf zwei Menschen gelegt, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber trotzdem auf der selben Wellenlänge liegen. Wir betrachten zwei Schicksale, die durch eine zufällige Begegnung in die gleiche Bahn gelenkt werden und diese Situation meistern müssen. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen, weil mich dieser Roman einfach unglaublich berührt hat. Schon während der gesamten Lesezeit, aber besonders auf der vorletzten Seite, auf der mein Lieblingszitat geschrieben steht, das ich nun aber leider nicht zitieren kann, weil ich sonst spoilern würde. Also: Lest das Buch, lasst euch von Philipp und Miriam entführen und entdeckt die wahre Liebe mit ihnen.