Rezension

Ein ganz besonderes Buch mit wunderbaren Illustrationen über eine ganz besondere Freundschaft

Krähe und Bär. Die Sonne scheint für uns alle. - Martin Baltscheit

Krähe und Bär. Die Sonne scheint für uns alle.
von Martin Baltscheit

Bewertet mit 5 Sternen

Tiefgründig, überraschend und urkomisch! Der Bär wird um sein faules Leben im Zoo beneidet. Jeden Tag drei Mahlzeiten und satt einschlafen. Dabei wäre er viel lieber frei wie die Krähe. Die bietet ihm die Chance seines Lebens: Sie können ihre Körper tauschen! Schnell muss der Krähenbär feststellen, dass gute Manieren in freier Wildbahn reine Zeitverschwendung sind, und die Bärenkrähe frisst sich nicht nur rund, sondern auch unglücklich. Und so teilen sich die beiden am Ende die Vollpension im Zoo in einer freien Entscheidung. Philosophische Themen kindgerecht und lustig verpackt und mit leuchtend-fantasievollen Illustrationen ausgestattet!

Was macht eine Krähe im Zoo? Sie ist auf der Suche nach Futter. Hunger, das Wort beherrscht sie perfekt. Im Bärengehege ein Knochen, Reste von Fleisch. Doch ihre Landung missglückt und sie landet im Bärenpool. Krähen können nicht schwimmen. Bären sind faul und träge (so hat es jedenfalls den Anschein, wenn man sie im Zoo sieht). Doch es gibt Wunder, so wie hier in der Geschichte. Der Bär rettet die Krähe, aber nur, weil sie ihm mit ihrem Gekrächze auf den Wecker geht. Langweilig ist ihm. Jeden Tag der gleiche Ablauf, bis die Krähe wieder auftaucht. Und irgendwie mag er den Vogel, neidet ihn um seine Freiheit, dahinzufliegen wo er möchte. Der Bär kann das nicht. Er ist eingesperrt in seinem Gehege.
Martin Baltscheit hat mich sehr beeindruckt durch seinen tollen Erzählstil. Die Geschichte ist teils humorvoll aufgebaut, versetzt mit etwas Ironie. Beide Charaktere sind durch die Illustrationen super ausgearbeitet und sympathisch. Die Idee zur Kuschelkrähe als Stofftier findet ich gut, "als Wächter des Schlafs", wie die Krähe sagt☺ (S. 57). Das Buch ist eine wunderschöne als auch abenteuerliche Geschichte um eine wachsende Freundschaft zweier unterschiedlicher Tiere. Eine Freundschaft, wie sie eigentlich nicht bestehen kann.
Martin Baltscheit verstgeht es, große und kleine Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. Die großflächigen Illustrationen von Wiebke Rauers machen die Geschichte zu einer angenehmen Lesereise. Durch die gezeichnete Körpersprache, der Mimik ist jeder Moment erkennbar. Aber hier ist noch mehr. Es geht um Themen, die zum Lesealter passen, wie Freundschaft, Zusammenhalt, aber auch um Ängste. Gute Freunde helfen sich gegenseitig und demonstrieren, wie stark man durch den Zusammenhalt wird.
Freud und Leid liegen oft dicht beieinander, genau wie Sonnenschein und Regen.
Egal, was auch immer passiert, die Hoffnung sollte man nie aufgeben, und vor allem die Augen öffnen, um zu erkennen, wie viel Wert eine Freundschaft besitzt, einem eine Freundschaft bedeuten kann.
Ich kann „Krähe und Bär oder die Sonne scheint für uns alle“ Leseempfehlung geben, weil alles rundum gelungen ist, sowohl vom Inhalt als auch die Illustrationen.