Rezension

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Ein ganz neues Leben von Jojo Moyes

Ein ganz neues Leben
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Ein ganzes halbes Jahr haben Will und Luisa zusammen verbracht und beide haben sich selbst und das Leben neu kennen gelernt. Nun ist Lou auf sich allein gestellt und versucht etwas aus ihrem Leben zu machen. Will hat sich gewünscht, dass sie unerschrocken und neugierig durchs Leben geht, jede Sekunde genießt und so viel aus ihrem Leben macht, wie nur möglich. Mit Wills Hilfe hat sie es geschafft aus ihrem Schneckenhaus auszubrechen. Wirklich weit ist sie allein jedoch nicht gekommen. Ihre Trauer um Will frisst Lou quasi auf und ohne ihn erscheint ihr das Leben trist und farblos. Ihre Wohnung bleibt unpersönlich, ihr Job ist nur eine Notlösung. Glücklich ist sie nicht. Eines Abends klopft jemand an Lou's Tür und stellt ihr Leben, oder das was davon übrig ist, vollkommen auf den Kopf.

Meine Meinung: 
Noch bevor ich den ersten Band „Ein ganzes halbes Jahr“ beendet hatte, kaufte ich mir den zweiten Band, da ich dachte, ich würde unbedingt und sofort die Fortsetzung lesen wollen. In diesem Punkt hatte ich mich jedoch geirrt. Der erste Teil ist für mich perfekt und auch das Ende ließ mich nicht nach mehr schreien. Ich war verwundert, wieso die Autorin es für nötig gehalten hatte einen zweiten Band zu schreiben. Der Prolog brachte dann die Antwort. Das Interesse der Leser an Lou's weiterem Leben war so groß, dass Jojo Moyes einen zweiten Band schrieb, um zu zeigen, wie es mit Lou weitergegangen ist. Der erste Band hatte die Messlatte sehr hoch gelegt und ich erwartete ähnlich brillantes von diesem Buch.

Der Beginn hat mich gleich ein wenig geschockt, da Lou's Leben nicht so weitergeht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber sicherlich war ich in meiner Fantasie etwas zu blauäugig. Die Schreib- und Erzählweise ist nach wie vor angenehm und einfühlsam. Es wird mir immer ein wenig warm ums Herz, wenn ich Bücher der Autorin lese. Einen großen Teil der Geschichte empfand ich als traurig und bedrückend. Auch wenn die Handlung immer wieder durch lustige Szenen durchbrochen wird. Hin und wieder fand ich die Geschichte leider etwas langatmig und beim Lesen beschlich mich das Gefühl, nicht voran zu kommen.

Ich denke, dass diese traurige Stimmung und die Stellenweise auftretende Langatmigkeit nötig war, um Lou's Zustand und Gefühlswelt deutlich zu machen. Sie lebt ihr Leben, weil sie es leben muss, findet jedoch nicht viel Schönes daran. Ihre Quirligkeit und Lebensfreude ist verloren gegangen und ich hatte häufig das Bedürfnis sie wachrütteln zu wollen.
Interessant fand ich, dass Lous Familie teilweise sehr im Fokus stand. Auch wenn diese Nebenhandlung interessant war, frage ich mich wie die Autorin auf dieses Thema kam und wieso sie es so prominent eingebunden hat. Vielleicht sollte erneut ein kontroverses Thema eingebunden werden, ähnlich wie im ersten Buch.
Der neue männliche Charakter konnte Will natürlich nicht das Wasser reichen. Trotz allem mochte ich ihn, auch wenn er im Verlauf leider etwas zu blass geblieben ist. Die Abwesenheit von Will ist nicht nur für Lou spürbar. Auch der Leser wird die Lücke deutlich spüren und Will's spezielle Art und Weise vermissen.
Zu guter Letzt ist da noch der „Überraschungsgast“, zu dem ich jedoch nicht zu viel sagen möchte. Nur so viel: Ich war begeistert, dass dadurch eine ganz besondere Frische ins Buch kam.

Der Schreibstil war wie immer flüssig und angenehm. Jojo Moyes versteht es ungemein gut Gefühle durch Worte zu vermitteln und zum Nachdenken anzuregen. Durch eine gesunde Portion Humor war auch dieses Buch wieder ein Erlebnis. Wenn man sich vor dem Lesen deutlich macht, dass es keine Fortsetzung im eigentlichen Sinn ist, wird auch dieses Buch ein schönes Leseerlebnis sein.