ein gefühlvolles Buch
Aganetha Smart lebt mit ihren 104 Jahren im Altersheim und niemanden ist bewusst, dass sie einst eine berühmte Läuferin war. 1928 gewann sie bei den olympischen Spielen im 800 Meter-Lauf die Goldmedaille. Eine kämpferische Frau, die nun vom Alter geprägt, in ihrem Rollstuhl sitzt. Als zwei junge Leute auftauchen, die sie interviewen wollen, sagt sie bereitwillig zu. Sie erinnert sich an die vergangene Zeit, an den bahnbrechenden Sieg. Sie wollte ihrer Familie davonrennen, vor den Sorgen, aber auch vor den eigenen Geheimnissen. Durch die jungen Leute wird sie mit ihren Erinnerungen konfrontiert und stellt irgendwann fest, dass es kein Zufall ist, dass gerade die beiden Aganetha aufsuchten.
Die Autorin, Carrie Snyder, hat eine schrullige, mürrische Dame im Rollstuhl dargestellt, die man im Laufe des Buches immer mehr lieb gewinnt. Man kann sich gut vorstellen wie Aganetha Smart vor sich hin dämmert, in den täglichen Abläufen. Immer wieder eindöst und dann in die damalige Zeit eintaucht. Hier erhält der Leser ein ausführliches Bild aus ihrer Kindheit und zu der Beziehung zu ihren Geschwistern. Als dann das junge Pärchen auftaucht, das das Interview führen möchte, wird sie aus ihrem Dämmerzustand heraus gerissen. Sie muss sich aus ihrer Lethargie reißen. Aggie, wie sie damals genannt wurde, setzt sich noch einmal mit ihrem Leben auseinander und entdeckt Situationen, die sie damals verdrängt hat, sich gefühlsmäßig auch nicht damit auseinandersetzen wollte.
Auch wenn die Protagonistin und die Geschichte fiktiv sind, so ist der Autorin ein tolles Werk gelungen. Ein sehr angenehmer Schreibstil führt einen durch das Buch. Man hat den Eindruck als Beobachter am Rande des Geschehens zu stehen. Die Zeitsprünge, die einen in die Vergangenheit aber auch zurück in die Realität führen sind passend gesetzt.
Ein sehr gefühlvolles Buch, nicht kitschig, nicht übertrieben. Es führt einen in eine Zeit, in der es kämpferische Frauen schwer hatten. Ein empfehlenswertes Buch.