Rezension

Ein gehypter „Bestseller“.

Sieben minus eins
von Arne Dahl

Bewertet mit 0.5 Sternen

Unsympathische Figuren, primitive Idee, gebastelte Handlung, dürftige Schreibe. Kaum Spannung, zu zombihaft und wirr. Nie wieder Arne Dahl.

Von der Lobpreisung im Klappentext: „…psychologisch raffiniert, voller abgründiger Wendungen und unerhört spannend.“ lies ich mich in die Irre führen und holte das Buch. Ich lese gerne in Reihen und einen Auftakt einer spannenden Krimireihe wollte ich nicht verpassen.

Aber was dann kam, war eine durch und durch konstruierte wie primitive Geschichte voller Klischees, sowohl in der Handlung als auch in den Beweggründen der Figuren. Beinah keins von noch so abgedroschenen Klischees, die man schon zig mal woanders gelesen hat, die wiederum von irgendwem als Erfolgsfaktoren für einen Bestseller identifiziert worden waren, wurde hier ausgelassen. All diese Dinge, wie z.B. der Freud’sche Ansatz bei den Tätermotiven (die Hauptfiguren kennen sich seit Kindheit und dort ist das wahre Motiv zu suchen), irgendwelche Teile, die bei jedem Tatort als Zeichen und zwecks der Wiedererkennung liegengelassen werden, dazu kommen als Emotionsgrundalge und Zieldefinition der Ermittler gleich mehrere verschwundene Mädchen, dann gibt es den bösen Staat, der den Spruch „Undank ist der Welt Lohn“ mit jeder Handlung der Polizei- und Geheimagenturbosse zum Besten gibt, etc. All die alten Kamelle werden von einem pseudo (Bestseller-)Thriller (im Sinne von Wettstreit Gut gegen Böse) zu anderen herübergereicht. Gähn.

Die Hauptfiguren sind zwei zombihafte Unsympathen, mit denen man wohl kaum durch die Geschichte fiebern kann, demenspr. lässt einen weitestgehend kalt, was ihnen demnächst passiert. Die Höhe ist wohl bei dem Sam Berger erreicht, der wichtige Gegenstände, die von den Angreifern im Anmarsch nicht entdeckt werden sollen, im eigenen Darm eben schnell verschwinden lässt. Anschließend folgt ein langes Verhör. Da fragt man: „Sitzt er da gut?“ Auch paar andere Details aus seiner Vergangenheit disqualifizieren ihn in der Rolle des Helden.

Seine Partnerin hat nichts von einer Frau. Sie ist ein Zombie, der für eine Frau rein willkürlich erklärt wurde.

Die Handlung ist absolut nicht spannend, sondern wirr und auf Teufel-komm-raus-ich-will-hier-einen-Bestseller-produzieren dürftig gebastelt. Der Kern lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es dreht sich alles um den Schwanz. Klingt wirr und komisch? Ist es auch. Leider kein Witz.

Ich habe mich sehr lange durchs Buch gequält, dann eine Hörbuchversion geholt, damit ich überhaupt mal ans Ende komme. Beim heimischen Werkeln geht meistens auch etwas weniger Gutes. Aber dadurch, dass diese dürftige Geschichte vorgetragen wurde, wirkte sie noch grotesker und komischer. Der Nachname Berger wird als Berja ausgesprochen. Vllt ist es auf Schwedisch richtig, bloß diese Zusammensetzung an Klängen weckt bei mir ganz andere Assoziationen, die wiederum irreführend wie störend sind. Das Hörbuch wurde zurückgegeben.

Die Schreibe ist a lá viel gewollt, wenig gekonnt. Die Art der Stoffdarbietung erscheint mir Leserherabwürdigend, da dem Leser die Fähigkeit, eigene Schlüsse zu ziehen, gänzlich abgesprochen wurde. Alles wird fertigbreiartig dargereicht, allerhand Zeugs behauptet (sehr viel „tell“ aus dem „Show, don’t tell“), was auch nicht unbedingt stimmt und ich meine liebe Mühe hatte, dem Quatsch Glauben zu schenken. Eigentlich braucht man bloß zu schlucken, aber das mochte ich nicht, da im hohen Grade ungenießbar.

Es wohnt diesem Machwerk auch keine Seele inne. Alles ist so kalt, befremdend, zombihaft, dass man sich fragt, warum man das alles in einem Buch haben muss. Falsch interpretierter Realismus.

Ich versuche, solche Perlen so gut wie es geht umzuschiffen, damit ich gar nicht erst in die Pflicht komme, so etwas zwecks der Rezension zu lesen, aber der Werbetext führt einen so gründlich in die Irre, dass es doch dazu gekommen ist, was mich sehr ärgert.

Fazit: Es gibt rein gar nichts, was ich an diesem Machwerk für gut erklären kann. Auf einem Reißbrett als Massenware entworfen, mehr gewollt als gekonnt dargeboten und ein Hype drum herum organisiert. Ein Stern und nie wieder Arne Dahl.