Rezension

ein gelungener Einstieg mit gewöhnungsbedürftiger Protagonistin

Blutschatten
von Kathy Reichs

Bewertet mit 5 Sternen

Zitate:

"Ich hätte die beiden ohne große Mühe ausschalten können. Ein Tritt in den Unterleib, ein Ellbogen gegen die Schläfe. Hätte Spaß gemacht." Seite 203

"Die Rezeption war mit einem netten alten Herrn besetzt, der dringend ein bisschen Atemgold gebrauchen konnte." Seite 225

Meinung:

Sunnies Leben lief definitiv nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Zuerst unehrenhaft aus der Army entlassen, dann eine drohende Degradierung zum Schreibtischdienst bei der Polizei, die sie nur durch eine vorzeitige Kündigung abwenden konnte. Seitdem lebt sie zurückgezogen auf einer Insel, kümmert sich nur um sich und Bob das Eichhörnchen. Bis eines Tages ihr ehemaliger Pflegevater Beau vor ihrer Tür steht um ihr einen „Job“ zu vermitteln. Sie soll ein seit einem Jahr verschwundenes Mädchen finden, tot oder lebendig. Sunnie fühlt sich von Anfang an zu dem verschwundenen Mädchen hingezogen. Ob wegen der optischen Ähnlichkeit oder ihrer eigenen schrecklichen Kindheit, weiß sie nicht, aber sie nimmt den Fall an. Und bevor sie sich versieht, findet sie sich in einem rasanten und bedrohlichen Katz- und Mausspiel wieder, in dem es um ihr eigenes Leben geht.

Wer meinen Blog kennt, weiß, dass ich schon seit Ewigkeiten ein riesiger Kathy Reichs – Fan bin. Aus der Temperance Brennan Reihe habe ich jedes Buch gelesen, und das sind immerhin 18 Romane. Dementsprechend neugierig war ich auf die neue Reihe, die erstmals ohne Anthropologie auskommt, dafür jedoch eine kantigere Protagonistin mit einer dramatischen Vergangenheit hat, die von ihren sowohl physischen, als auch psychischen Narben geprägt wurde.

Das erste, was mir positiv auffiel, ist Kathy Reichs Stil. Das Buch ist aus Sunnies Perspektive geschrieben, in kurzen Kapiteln mit den bereits bekannten „Minicliffhangern“ an den Kapitelenden. Kauzige Charaktere und schnoddrige Dialoge haben mir beim Lesen so viel Spaß gemacht, dass ich das Buch an einem Tag beendet hatte. Spannende Verfolgungen, nervenaufreibende Strategien und undurchsichtige Zusammenhänge halten das Spannungslevel durchgehend hoch und ließen mich Seite um Seite verschlingen.
Zusätzlich wird das noch von kleinen Zwischenkapiteln unterstützt, die der Leser zu Beginn noch gar nicht so richtig einschätzen kann. Die Überschrift dieser Kapitel ist immer eine Restzahl an Tagen, die nach und nach herunterzählen. Aber um wen es darin geht, oder was passiert, wenn das Ende des Countdowns erreicht ist, das steht in den Sternen! Klar ist nur, dass sich etwas Böses und Grausames anbahnt…

Wie oben bereits erwähnt, sind natürlich auch die Charaktere neu und zu Beginn ist Sunday wohl auch etwas gewöhnungsbedürftig. Trotz der Narben, die sie trägt und trotz der Geister ihrer Vergangenheit und Flashbacks, die sie quälen, ist sie unheimlich selbstbewusst, ungeduldig und impulsiv. Wer Temperance gewohnt ist, wird sich vermutlich anfangs etwas umstellen müssen ;) Aber nach und nach erfahren wir Details ihrer Vergangenheit und ein paar ihrer Geheimnisse werden gelüftet. So bekommen wir langsam aber kontinuierlich eine Vorstellung davon, wie sie tickt und ich hatte mich dann auch rasch an sie gewöhnt. Nichtsdestotrotz werden leider nicht alle ihre Geheimnisse gelüftet und im Verlauf der Geschichte werden auch ein paar neue aufgetan, aber ein bisschen was braucht man ja auch noch für die Fortsetzung, oder? Ich für meinen Teil finde diesen Einstieg sehr gelungen, spannend, überraschend und unterhaltsam. Ich würde mich sehr über mehr von Sunday Night freuen!