Rezension

Ein gelungener futuristischer Roman

Pandora - Wovon träumst du? - Eva Siegmund

Pandora - Wovon träumst du?
von Eva Siegmund

Bewertet mit 4 Sternen

 

Klappentext:

Sophie lebt in einer Welt, in der alle durch einen Chip im Kopf jederzeit unbeschwert online gehen können. Als sie erfährt, dass sie adoptiert ist und eine Zwillingsschwester hat, erkunden die Mädchen damit ihre Vergangenheit – und stoßen schon bald auf seltsame Geheimnisse. Ihre Recherchen bringen den Sandman auf ihre Spur. Er will die Menschheit mithilfe eines perfekt getarnten Überwachungssystems beherrschen, und nur die Zwillinge können ihn und seine allmächtige NeuroLink Solutions Inc. zu Fall bringen. Doch das bringt sie in höchste Gefahr.

 

 

Erster Satz:

Der Bahnhof Friedrichtstraße war komplett abgesperrt, als ich ihn erreichte.

 

 

Meine Meinung:

Sophie und Liz sind Zwillinge, die getrennt voneinander in einer nicht allzu ferner Zukunft in Berlin leben und von der Existenz der anderen nichts wissen. Als eines Tages die Wahrheit über ihre Familie ans Licht kommt und sie sich zum ersten Mal gegenüber stehen, ist das vorerst ein Schock für die 17-jährigen Mädchen, die außer dem Aussehen und der Blutlinie wohl nichts gemeinsam zu haben scheinen. Doch ein düsteres Geheimnis aus ihrer beider Vergangenheit schweift die Schwestern zusammen und sie setzen alles daran, die Lügen und Unwahrheiten aufzudecken, sogar als ihr Leben bereits in Gefahr schwebt...

Die Welt, die die Autorin erschaffen hat, ist futuristisch und absolut faszinierend. So z.B. ist in nicht allzu ferner Zukunft ein IPhone 8 bereits ein altes Handymodel, das niemand mehr freiwillig benutzen würde. Stattdessen lassen sich die Menschen sogenannte SmartPorts implantieren und das virtuelle Leben findet dann nur im Kopf statt. Auch viele andere Ideen und Aspekte gefielen mir sehr gut und ich habe den leicht dystopisch angehauchten Roman sehr genossen.

Das Thema "Online-Überwachung" fand ich absolut aktuell und es brachte mich auf jeden Fall zum Nachdenken, auch nachdem ich "Pandora" bereits beendet habe.

Die Handlung findet in Berlin statt und vieles unterscheidet sich im Grunde auch kaum von der Gegenwart. Wir bekommen zwar zu Anfang mit, dass Berlin unter Terroranschlägen leidet, aber leider ist das eig. auch schon alles was die Autorin preisgibt. Das fand ich persönlich sehr schade, denn ich hätte nämlich gern mehr über unser Land in der Zukunft erfahren, und das politische Bild würde mich auch interessieren. Ansonsten fing die Handlung sehr spannend an, es gab viele Rätsel und Geheimnisse, die mich unheimlich neugierig gemacht haben. Zum Ende hin und im weiteren Verlauf, fand ich die Wendungen aber leider weniger überraschend und es gab auch einige Stellen, die mir langatmig vorgekommen sind.

Die Hauptprotagonistinnen sind Sophie und Liz und sie erzählen die Geschichte jeweils abwechselnd aus ihrer Sicht. Es gab auch noch zudem weitere Perspektiven, die oft mehr Fragen als Antworten aufwarfen und ich mir nicht immer sicher war, von wem jetzt das Kapitel ganz genau handelt, aber diese Erzählweise war dennoch interessant.

Sophie fand ich am Anfang sehr sympathisch. Sie hatte es nicht leicht in ihrem Leben, da sie eher in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Ihre Zwillingsschwester Liz dagegen ist im Gegensatz zu der stillen und höflichen Sophie, frech, eingebildet und arrogant. Mit der Zeit lernen wir sie aber besser kennen und merken, dass hinter dem Mädchen, das im Reichtum aufwuchs und schon immer bekam, was es wollte, auch eine aufmerksame und liebenswürdige Person steckt. Ein bisschen klischeehaft fand ich die beiden Protagonisten dennoch und ihr Verhalten war oft sehr vorhersehbar. Ich fand es deshalb toll, dass zumindest Sophie sich im Laufe der Handlung etwas unter Einfluss ihrer Schwester veränderte und nun mutiger wurde und auch aus sich heraus ging.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, unterhaltsam und humorvoll. Über viele Aussagen der Charaktere musste ich sogar schmunzeln. Die Beschreibungen der Umgebung halten sich mit den Details in Grenzen, dennoch konnte ich mir die futurischste Welt, die in diesem Roman nur in Berlin stattfindet, bestens vor Augen führen. Auch die Gefühle der Protagonisten konnte ich meist gut nachempfinden, das einzige was mich persönlich nicht begeistern und mitreißen konnte, war eine Liebesgeschichte, die ich etwas fehl am Platz und unnötig fand. Diese führte auch zu pubertierendem, eifersüchtigem Gezanke unter den Schwestern und ich dachte mir dann einfach nur noch: "Muss das jetzt wirklich sein?" Es gibt gerade doch wirklich viel wichtigeres, woran man denken müsste!

Das Ende gefiel mir so weit ganz gut, es wurden so gut wie alle Geheimnisse enthüllt und es blieben kaum offene Fragen zurück. Mit diesem Ende bin ich auf jeden Fall zufrieden und ich fand es persönlich auch schön, einmal ein dystopisches Buch zu lesen, das nur aus einem Band besteht.

 

 

Zitat:

Bilder können wie Messer sein, die Botschaften in deine Seele ritzen. Botschaften, die bis in deinen persönlichen Quellcode eindringen und dort für immer und ewig haften bleiben.

 

 

Cover:

Das Cover ist wunderschön und ein absoluter Eyecatcher - keine Frage! Nur leider hat es nicht im Geringsten etwas mit dem Inhalt zu tun! Das Mädchen, das wir hier abgebildet sehen, sieht überhaupt nicht aus wie Liz oder Sophie und auch der Rest lässt nicht darauf schließen, dass es sich um einen dystopischen Roman mit Thrillerelementen handelt!
 

 

Das Buch in drei Worten:

*futuristisch, düster, geheimnisvoll*

 
 

Fazit:

"Pandora- Wovon träumst du?" überzeugt mit kreativen und futurischsten Ideen und tollen Charakteren, die facettenreich und sehr gut ausgearbeitet wurden. Jedoch hatte ich oft das Gefühl, das die beiden Hauptprotagonistinnen ziemlich klischeehaft rüber kamen und auch die einigen langatmigen Stellen führten dazu, das ich das Buch manchmal auf die Seite legen musste. Ansonsten ist die Geschichte unterhaltsam und bestens für zwischendurch geeignet.
Von mir bekommt Pandora 4 von 5 möglichen Blumen!

Weitere Rezensionen findet ihr auf meinem Blog: Ilys Bücherblog