Rezension

Ein gelungener Thriller, der seinen Vorgänger noch übertrifft

Oxen. Der dunkle Mann
von Jens Henrik Jensen

Bewertet mit 5 Sternen

Zitate:
 

"Die Stille war so ausgeprägt, dass sie eine Symbiose mit der Dunkelheit einzugehen schien. Zusammen bildeten sie eine kräftige Nacht, die alles mit eiserner Hand umschlossen hielt, bis sie müde wurde und im Morgengrauen ihre Macht verlor." Seite 83

"War er paranoid? War dieser Plan ein neues PTBS-Symptom, das er noch nicht kannte?" Seite 102

"Er hatte nichts gegen die Dunkelheit. Sie war eine Freundin, eine Verbündete. Dunkelheit verschaffte einem viele Möglichkeiten - doch sie mahnte auch zur Achtsamkeit." Seite 105

Meinung:

Während Oxen sich unter einem Pseudonym zu verstecken versucht, weiß er nicht, dass Rossmann und Franck händeringend nach ihm suchen. Theoretisch müsste er sich auch keine Sorgen machen, denn wie ihr euch vorstellen könnt, sind seine Sicherheitsvorkehrungen exzellent. Aber leider lässt die Vorsicht früher oder später immer mal nach, und so kommt es, dass nicht nur der PET ihn aufstöbert, sondern auch der Danehof sich wieder an seine Fersen heftet. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als die Sache ein für allemal zu beenden. Aber das ist vermutlich leichter gesagt als getan, oder?

Nachdem mir Band 1 der Trilogie schon gut gefallen hat, war ich natürlich neugierig, wie es mit Oxen, Franck und dem Danehof weitergeht. Leider hat er sich das letzte Mal ja eher "unschön" aus dem Staub gemacht, was mir natürlich nicht so zugesagt hat. Vor allem, weil nicht nur Franck ein toller Charakter ist, der etwas anderes verdient hat, sondern auch, weil man Oxen eine Möglichkeit wünscht, sich von seinem PTBS und seiner Unfähigkeit zu vertrauen, zu befreien. 
Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wird das auch in dieser Fortsetzung eher schwierig, zumal Oxens Verfolgung durch den Danehof umfassende Züge annimmt. So verfliegt Seite um Seite voller Spannung, Intrigen und Verschwörungselementen, bis man wirklich absolut keine Ahnung hat, wem er vielleicht doch noch trauen kann und wem nicht. 

Auch die Darstellung der Charaktere gefällt mir sehr gut. Franck, die mich immer ein bisschen an Lisbeth Salander erinnert, spricht eigentlich für sich. Aber Oxen, der knallharte Elitesoldat, der sich fast durchgehend im Überlebensmodus befindet und unter einem absolut gerechtfertigtem Verfolgungswahn leidet, zeigt ab und an auch seine "weiche" Seite, indem wir etwas über Mr White oder seinen Sohn lesen. Für mich macht ihn das nicht nur sympathisch, sondern auch authentischer. Die Geschichte ist so ausgeprägt auf Misstrauen und Verrat ausgelegt, dass man diese emotionale, menschliche Seite an ihm auch mal braucht. Zumindest ging es mir so ;)

Für mich ist "Der dunkle Mann" ein wirklich gelungener Thriller. Das liegt natürlich zum einen daran, dass das Tempo und die Bedrohung enorm angestiegen und die Ideen besser konstruiert sind, zum anderen sind die von mir in Band 1 bemängelten, für mich zu umfassenden Personenvorgeschichten sowie Umgebungs- und Objektbeschreibungen deutlich weniger, und ermöglichen so eine gehörige Portion Spannung, die beim Lesen viel Spaß macht.

Kommentare

hobble kommentierte am 17. März 2018 um 06:50

Was fürs Wunschregal