Rezension

Ein gelungenes Debüt mit kleinen Schönheitsfehlern

Der stille Sammler - Becky Masterman

Der stille Sammler
von Becky Masterman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gerald Peasil sitzt in seinem Van und beobachtet eine ältere Frau beim Steine sammeln. Sie soll sein nächstes Opfer werden. Doch er hat die Zähigkeit dieser Frau weit unterschätzt. Sie setzt sich zur Wehr...
Brigid Quinn, 59, ehemalige FBI-Agentin, hat ihren Job aufgeben müssen und genießt jetzt ihren Ruhestand zusammen mit ihrem Mann Dr. Carlo Di Forenza, Professor für Philosophie, den sie bei einem Kurs kennengelernt hat. Die Beiden sind nun schon ein Jahr zusammen, aber Brigid versucht mit allen Mitteln, ihre dunklen Erfahrungen beim FBI vor ihrem Mann geheim zu halten. Ihre große Liebe hatte sich von ihr getrennt, weil er da Grauen nicht aushalten konnte - das soll ihr nicht noch einmal passieren. Was ihr aber auch nicht aus dem Kopf geht, ist ein Fall, den sie vor Jahren nicht gelöst hatte: die Route-66-Morde. Das letzte Opfer, Jessica Robertson, war eine junge Kollegin, die sie für den Einsatz als Lockvogel fit gemacht hatte. Sie verschwand bei diesem Einsatz. Doch jetzt  scheint der Mörder, Floyd Lynch, gefasst zu sein und er legt auch ein Geständnis ab. Die ermittelnde Beamtin Laura "Snow" Coleman ist aber überzeugt, dass hier etwas nicht stimmt und der wahre Mörder noch in Freiheit ist...

Die Geschichte wird von Briged Quinn erzählt und ich finde es toll, dass ich es hier einmal mit einer taffen älteren Agentin, wenn auch schon a.D. zutun habe. Was ich allerdings manchmal vermisst habe, war etwas mehr Weitsicht, die man in einem vorgeschrittenen Alter doch schon haben sollte. In manchen Situationen ist mir Brigid einfach zu unsensibel und leichtgläubig - oder aber zu sehr von sich überzeugt, was aber im Buch dann nicht rüberkommt. Sie und ihr Mann werden sehr detailliert und liebevoll beschrieben. Ich erlebe sie in ihrem gemeinsamen Alltag, beim Steine sammeln, mit ihren beiden Hunden oder beim Kochen, und Brigid dann verstärkt bei ihrer Ermittlungsarbeit. Auch die anderen Protagonisten werden ausführlich dargestellt und ich kann sie mit meinem inneren Auge gut vor mir sehen. Der größteil der Geschichte ist gut nachvollziehbar. Gegen Ende der Story allerdings habe ich das Gefühl, dass das Ende etwas an den Haaren herbeigezogen worden ist und sich nicht mehr alles so gut zueinander fügt. Vielleicht hätte es hier während der Geschichte schon mal eine kleine Andeutung geben sollen. Obwohl es ein ziemlich blutiger Thriller ist, werden die relevanten Szenen nicht übertrieben und reißerisch beschrieben. Ich finde, der Übersetzer Axel Merz hat seine Aufgabe sehr gut erfüllt.

FAZIT:   Ein gelungener Debütroman mit ganz kleinen Schönheitsfehlern, den ich in einem Rutsch gelesen habe und der mich gut unterhalten hat.