Rezension

Ein Geschichte, in der jeder sein Geheimnis für sich behält

Die Regeln des Schweigens - Tino Schrödl

Die Regeln des Schweigens
von Tino Schrödl

Bewertet mit 3 Sternen

Geheimnisse machen einen Menschen immer angreifbar

Allgemeines:

Die Geschichte um den „Klub“, der Geheimnisse hütet, ist der 2. Jungendroman des deutschen Autors und Fernsehproduzenten Tino Schrödl. Veröffentlicht wurde das Buch 2015 durch den Verlag ueberreuter. Innerhalb der Handlung begleitet der Leser den Jugendlichen Phil, der seinem Schwarm Mona näher kommen möchte. Um sein Ziel zu erreichen, willigt er ein, in einen Klub einzutreten, in dem Mitschüler Geheimnisse sammeln und hüten. Doch er stellt sich im Nachgang mehr Fragen als vorher und wird den Gedanken nicht los, dass die Mitglieder des Klubs etwas vor ihm verheimlichen. Nur was soll das sein? Hat es etwas mit dem Brand in der Schule zu tun?

Mein Bild:

Der Roman fiel mir letztes Jahr bei einem größeren Bücherverkauf in die Hände. Das Cover war mal wieder ausschlaggebend für den Kauf - ein rot - grün geteiltes Bild mit zwei starrenden, gespiegelten Gesichtshälften hatte etwas von einem Thriller. Der Klappentext klang vielversprechend, nur schon mal vorab, dieser könnte gut als Zusammenfassung der halben Geschichte herhalten. Aber ich will mal nicht sooo vorgreifen.

Der Schüler Phil führte mich aus der Ich-Perspektive durch die Handlung. Er ist ein lockerer intelligenter Typ, weder besonders beliebt noch ein Mitläufer. Seine dezente sarkastische Ader machte ihn noch einen Wink sympathischer und dementsprechend leicht kommt der Schreibstil daher. Das Setting ist eine überschaubare Kleinstadt in Deutschland, an sich hätte der Plot überall spielen können, es gibt dahingehend keine originellen Besonderheiten.

Zu Beginn wird der Leser auf einen Brand in Phils Schule aufmerksam gemacht und natürlich ist der Brandstifter unbekannt. Ich brauche jetzt niemanden zu sagen, dass hier schon klar war, dass die Suche des Brandstifters einen Teil der Geschichte darstellen wird. Weiterhin werden der Versuch der unnahbaren Mona näher zu kommen, die Schikane durch seinen Geschichtslehrer Herr Walter, der Klub und dessen undurchdringlichen Mitglieder thematisiert.

Vom Klub selbst habe ich mir wirklich viel versprochen: Eine erbarmungslose Einheit, die Geheimnisse sammelt und ihre Nutzen daraus zieht. Das war zumindest meine Vorstellung. Es schien zunächst auch so, da Phils Aufnahme in den Klub mich wirklich zum Schwitzen brachte, so unangenehm wurde es beschrieben. Aber kurze Zeit später kam die Erkenntnis: Es ist nur ein zusammengewürfelter Haufen von Stereotypen in Form eines reichen Snobs, eines Rebellen, des Mitläufer, einer Prinzessin und so weiter, die zusammen eher wie eine Zwangsgemeinschaft wirken. Und die Geheimnisse? Der Nutzen daraus? Unspektakulär, denn die eiserne Regel besagt: Man mischt sich in nichts ein. Dennoch hat ein Verstoß gegen die Regel keine Konsequenzen. Es fehlt an Aktionismus und Rückgrat. Wahrscheinlich ist das glatt realistisch und ich habe mir einfach zu viel Drama gewünscht...

Phil dachte anscheinend ähnlich wie ich, aber auch er handelt innerhalb der Geschichte kaum. Er stellt die richtigen Fragen: Wie ist die Gruppe entstanden? Warum erzählt keiner etwas? Doch er macht nichts draus, stellt kaum Nachforschungen oder verleiht dem Nachdruck. So dümpelt der Hauptteil nur vor sich hin. Die Nebendarsteller bleiben undurchsichtig, obwohl jeder sein Päckchen zu tragen hat. Es werden Themen wie Armut, Magersucht und Überforderung angesprochen, doch in die Tiefe gehen? Fehlanzeige. Phil hätte mehr Interesse zeigen müssen! Wo wächst der Protagonist bitte über sich hinaus? Was ist mit Freundschaft? Der Klub hängt zwar häufig zusammen, aber es gibt selten Augenblicke, in dem ich an „Stand by me“ dachte.

Umso positiver ist mir das Ende aufgefallen, dass auf den letzten 40 Seiten noch einmal Fahrt aufgenommen wird, zwar weniger aufgrund Phils Handeln, dennoch lösen sich die die Stricke sauber auf und hielten ein kleinen Plot Twist bereit. Übrigens bekam ich durchweg ein gutes „Zeitgefühl“. Egal ob Tage, Wochen oder Monate benannt wurden, ich wusste immer ungefähr wie viel Zeit vom Anfang bis zum aktuellen Zeitpunkt vergangen war. Das hinterließ einen realistischen Eindruck.

Fazit:

Die Geschichte benötigt mehr Rückgrat. Trotzdem rettet ein sauberer Ausgang die Story. Für Leser, die Jugendromane ohne große Dramatik mögen.