Rezension

Ein großartiger , aber auch tragischer Roman der von der ersten Seite an überzeugt

Ein Sommer in Irland - Ricarda Martin

Ein Sommer in Irland
von Ricarda Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Als ich damals "Das Lied der Lüge" von Ricarda Martin gelesen habe, war ich vollkommen begeistert von ihrer großartigen Art zu schreiben. Ich wusste, es würde nicht mein einziges Buch von ihr bleiben und jetzt war es wieder soweit.
"Ein Sommer in Irland" klingt auf den ersten Blick sehr sehnsuchtsvoll und auch romantisch. Doch das Ganze ist viel mehr und viel Größer, als man  zunächst annimmt.
Zunächst war ich wirklich total gefesselt von Caroline. Gerade wie sie ihr Leben bestreitet als alleinerziehende Mutter mit einer 16jährigen Tochter. Ich denke, der ein oder andere wird sich in ihr wiederfinden. Gerade am Anfang hätte ich da wirklich regelmäßig an die Decke gehen können und hätte Caroline am liebsten meine Arme um die Schultern gelegt, um ihr Trost zu spenden.
Den Drahtseilakt den sie leistet ist weiß Gott nicht einfach und sie hat immer wieder aufs neue zu kämpfen. Aber Caroline ist eine sehr starke Frau, was sie im Laufe des Buches immer mehr unter Beweis stellt.
Denn das, was es für sie bereithält wird ihr komplettes Leben auf den Kopf stellen.
Die Autorin führt uns, wie schon der Titel verrät nach Irland. Was für ein großartiges Land. Aber es ist auch ein Land mit strengem Glauben und ungeahnten Weiten. Irland hat eine Geschichte und über diese erhält man hier einen sehr guten Einblick.
Der Autorin gelingt es einfach sehr eindrucksvoll sowohl auf die Geschichte Irlands rund um die Zeit 1900, als auch eine wunderschöne und auch sehr bewegende Lebensgeschichte einer jungen Frau zu offenbaren.
Ich kann nicht sagen, was mich mehr gefesselt hat. Es war die Geschichte von Caroline die auf ihren irischen Wurzeln wandelt und so manch fassungslose und auch bewegende Erlebnisse sammelt.
Aber auch die Geschichte von Amy hat mich ungeheuer bewegt. Von der ersten Zeile an, musste ich unbedingt mehr darüber erfahren. Es hat mich von Anfang an zutiefst erschüttert und enorm in den Bann gezogen.
Dabei wandeln wir auf verschiedenen Zeitebenen.  In der Vergangenheit und in der Gegenwart.
Dabei wird alles aus der Sicht der dritten Person erzählt, was mir gerade hier besonders gut gefallen hat. Zumeist begleitet man jedoch Carolin und auch Amy.
Zwei sehr unterschiedliche Frauen, die jeweils eine sehr facettenreiche Geschichte zu erzählen haben. Auch über die Hintergründe erfährt man sehr viel, was uns dem ganzen noch viel näherbringt.
Ich weiß nicht wie es geschah, aber irgendwann habe ich einfach alles andere ausgeblendet und habe mich in dieser Geschichte verloren.
Eine bewegende Geschichte die mir den Atem geraubt hat. Die mir gezeigt hat, wie es damals zuging. Man möchte wirklich so oft eingreifen und helfen, beschützen. Es gibt so viel Dinge die mich wirklich entsetzt und sprachlos gemacht haben, daß ich es kaum in Worte fassen kann.
Sie macht dabei auf sehr wichtige Themen aufmerksam. Die damals verwerflich waren und es teilweise auch heute noch sind. Bei denen man wegsieht, um es auf diese Weise nicht existent zu machen.
Aber es ist auch die Geschichte eines geheimnisumwitterten Schlosses. Das mich wirklich viele Nerven gekostet hat. Ich musste unbedingt wissen, was es damit auf sich hat und auch mit den Menschen die mit diesem verwoben sind.
Immer mehr kommt man alten Geheimnissen auf die Spur. Taucht ein in die Abgründe der menschlichen Seele und es zerreißt einem einfach nur das Herz.
Ich hab so sehr gelitten, das es fast nicht zum aushalten war.
Ich hab gebangt, gehofft und einfach mitgefiebert.
Die Entwicklungen der Charaktere und auch der Geschichte waren für mich mehr als gut spürbar. Einige haben mir ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert, andere haben in mir nur Abneigung hervorgerufen.
Es ist eine Familiengeschichte voller Traurigkeit und Leid. Die Verzweiflung und die Ängste kann man mit jeder Zeile fühlen.
Aber es ist auch eine Geschichte über die Liebe. Aber nicht so wie man vielleicht erwarten würde. Sie ist zerbrechlich und man muss immer wieder kämpfen. Sie zeigt das es mehr gibt, als man zunächst annimmt. Und das macht es auch sehr echt und so wertvoll.
Ricarda Martin hat dabei eine so lebendige und gefühlvolle Art alles zu beschreiben, daß ich mir alles wirklich gut vorstellen konnte. Die Handlungen und auch die Gedankengänge waren für mich jederzeit gut nachvollziehbar gestaltet. Der fließende und stark einnehmende Schreibstil macht es leicht, sich diesem Buch restlos hinzugeben.
Man erlebt so viel und erfährt dabei unglaubliches.
Es war an keiner Stelle vorhersehbar. Bis zuletzt hat es die Autorin geschafft mich mit ihren Wendungen zu überraschen und vollkommen fassungslos dasitzen zu lassen.
Ich hätte zwar am Ende noch die ein oder andere Frage gehabt, aber für die Geschichte wurde alles erzählt.
Schlussendlich ist es ein ganz besonderer Roman , voller Tragik und Dramatik, der extrem berührt und darüber hinaus noch sehr viel über die Geschichte Irlands erzählt.
Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf ihren nächsten Roman.
Ganz großes Kino.

Fazit:
Mit "Ein Sommer in Irland" hat die Autorin etwas sehr bewegendes, komplexes und absolut gewaltiges aufs Papier gebracht.
Es ist die Geschichte einer großartigen Frau und einer zutiefst bewegenden Lebensgeschichte, aber es ist auch die Geschichte Irlands, auf die man hier einen näheren und sehr eindrucksvollen Einblick erhält.
Er tut weh, er berührt und entsetzt gleichermaßen.
Er ist emotional, geheimnisvoll und voller Wendungen.