Rezension

Ein großartiger Roman aus dem 19.Jahrhundert

Die Bettelprophetin - Astrid Fritz

Die Bettelprophetin
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext: Bettlerin, Sünderin, Prophetin

In Oberschwaben wird zur Zeit des Biedermeier ein Kind geboren: Theres Ludwig kommt auf der Straße zur Welt, als Tochter einer Vagabundin. Schon sehr früh der Mutter entrissen, wächst das sensible Mädchen im Waisenhaus auf. Elend und Armut begleiten Theres’ Leben. Mit der harten Arbeit als Dienstmagd kämpft sie um ihren Lebensunterhalt. Als sie verzweifelt Gott und die Kirche verflucht, wird ein Pfarrer zu ihr geschickt. Der junge Geistliche soll ihr den Teufel austreiben. Dann aber wendet sich das Blatt: Theres hat wundersame Marienerscheinungen. Und gleichzeitig öffnet sich ihr Herz für die Liebe…

 

Die Protagonistin des Romans Theres Ludwig ist zu ihrer Zeit eine Ausgegrenzte der Gesellschaft, weil als Tochter einer Vagabundin geboren. Geschmäht und  ausgenutzt muss sie als Magd bei einem Bauern arbeiten, bis sie in ein Heim für Vagantenkinder eingewiesen wird. Dort kommt sie vom Regen in die Traufe, geschlagen, gepiesackt und schikaniert bis ein neuer Heimleiter kommt, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Menschlichkeit in das Heim einziehen lässt und Theres scheint die Zukunft wieder offen zu stehen. Mit einem Empfehlungsschreiben und der Hilfe des neuen Heimleiters findet sie eine Anstellung als Hausmagd bei einem Pfarrer.  Sie wechselt eine einer ganzen zeit ihre Anstellung, möchte mehr vom Leben um dann schmerzhaft erfahren zu müssen, dass arme Menschen keine Rechte haben und obwohl sie stets bemüht ist, gerät  sie nach einer unbedachten Tat in die Mühlen der Behörden und fällt und fällt. Eine Marien Erscheinung bringt die Wende, aber ist es gute Wende für Theres?

Ich bin sehr froh, dass ich Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gelebt habe, denn die Zeiten damals waren schwer, besonders für die Menschen, denen das Schicksal wenige Startchancen geboten hat. Sie waren der Willkür schutzlos ausgeliefert, verdienten wenig Geld, um das sie die Dienstherren oftmals noch betrogen haben, um sich selbst zu bereichern. Diese Menschen wurden damals hin und her geschubst, ohne irgendeine Lobby, die ihnen zur Seite gestanden hätte. Die Autorin Astrid Fritz schildert das Leben dieser Menschen authentisch und schnörkellos. Ich glaube, dass es damals vielen manschen so ging, Mägde, die ihren Dienstherren zu Willen sein mussten, wurden, wenn sie schwanger wurden einfach von der Gesellschaft verstoßen. Kein leichtes Leben für die Menschen, die nicht von Anbeginn der Geburt aus der Sonnenseite des Lebens aufwuchsen. Sie konnten rechtschaffen sein, hatten aber niemals im Leben eine Chance, waren Freiwild für diejenigen, die auf der anderen Seite standen und wurden nach Gutdünken misshandelt, betrogen und schikaniert.

Der Roman hat mich tief bewegt und gerade die schnörkellose Schilderung ist es, die diesen Roman für mich zu einem der sehr guten historischen Roman werden lässt.