Rezension

Ein großes Fantasy-Werk

Die Traumknüpfer - Carolin Wahl

Die Traumknüpfer
von Carolin Wahl

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Das Schicksal der vier Jahreszeitenvölker liegt in den Händen der Traumknüpferin Udinaa. Doch böse Mächte möchten sie erwecken und die Welt ins Chaos stürzen und als Udinaa erwacht, zerbricht ihr Traum in magische Splitter. Jeder einzelne Splitter verleiht dem Träger die Macht der Götter und danach sehnen sich einige Menschen genauso wie die Kinder der Götter. Doch mit dem Zerbrechen des Traumes ist ein Krieg unausweichlich geworden und nur Kanaael, der Prinz der Sommerlande und Naviia, eine junge Frau aus dem Wintervolk können den Lauf des Schicksals noch verändern….

  

Der Story-Stapel

Erster Satz: „Der Wind trug den Geschmack von Regen durch die Straßen von Lakoos, während die untergehende Sonne die Wüstenstadt in blutrotes Licht tauchte und in den verglasten Türmen des Palasts schillerte.“

Wie es für ein High-Fantasy-Werk typisch ist, beginnt auch hier die Geschichte eher ruhig, so dass wir Zeit haben, uns an die doch besonderen Namen zu gewöhnen und vor allen auch an die Welt, die so ganz anders ist. Somit ist der Anfang als ruhig einzustufen, aber das ist in Ordnung. Denn danach geht es wirklich Schlag auf Schlag und weder die Protagonisten noch der Leser hat Zeit zum Durchatmen. Es gibt zwar einen großen Showdown am Ende, aber schon vorher ist der Spannungsbogen zum Zerreißen gespannt und man fiebert bei jeden Charakter, den man begleitet, mit. Die Perspektivwechsel treiben die Geschichte gut voran, da man an mehreren Fronten zugleich liest, aber jede Perspektive steckt voller Spannung und wichtige Erzählstränge.

 

Der Charakter-Stapel

Wir haben hier einige sehr interessante und vor allem auch relevante Charaktere in dem Buch.

Naviia ist eine junge Frau vom Wintervolk und sie hat mich durch ihren Mut und ihre Stärke überrascht. Sie ist teilweise sehr pragmatisch, kann aber in anderen Momenten unglaublich menschlich wirken. Kanaael dagegen ist anders. Er ist der Thronfolger der Sommerlande und dadurch schon sehr selbstbewusst und doch erlebt er noch einmal die Welt mit anderen Augen und ist nicht fehlerfrei. Er ist stark und hat gleichzeitig einige Schwächen, die ihm die notwendigen Kanten geben, so dass sein Charakter nicht aalglatt wirkt.

Geero ist ein Nebencharakter, den ich recht schnell ins Herz geschlossen habe und der in der Geschichte immer wieder auftaucht, ohne eine Hauptrolle zu haben. Aber genau das mochte ich an ihm, dass er zum rechten Zeitpunkt da war und wusste, was zu tun war, so dass man als Leser nicht hilflos mit den Armen gepaddelt hat, anstatt zu schwimmen.

Ashkiin begegnen wir erst später im Buch und er ist lange sehr undurchschaubar gewesen und dennoch hatte man das Gefühl, dass er weiß, was richtig und was falsch ist. Auch seine Rolle ist in der Geschichte wichtig, wenn es auch eher kleine Details sind, die den Unterschied ausmachen, aber genau das fand ich toll bei den Charakteren.

Dies sind bei weitem nicht alle Charaktere, aber in meinen Augen diejenigen, die die Geschichte stark beeinflusst haben und die auch irgendwie jeder für sich, mich berührt haben. Die Charaktere bestechen durch detaillierte Beschreibungen und sind gleichzeitig voller Ecken und Kanten. Es gibt nicht den perfekten Überflieger, sondern jeder Charakter macht auch mal Fehler und muss oft in schweren Situationen harte Entscheidungen treffen und genau das hat sie so greifbar gemacht.

 

Der Stil-Stapel

Es liest sich sehr flüssig und gut, trotz der fremd anmutenden Namen und der Fantasy-Welt. Ich bin jedenfalls nie über die Namen gestolpert, da sie doch sehr gut im Klang waren und einfach in meinen Augen besonders und passend für die tolle Welt. Auch die Welt der Vier-Jahreszeiten kann man sich gut vorstellen, vor allem die Gegensätze der vier Länder, so dass man jedes Land vor Augen hat. Dennoch war der Spannungsbogen so hoch, dass trotz der Beschreibungen nie Langeweile aufkam. Es war genau das richtige Maß, um vollkommen in dieser Fantasywelt eintauchen zu können.

 

Der Kritik-Stapel

Ich bin ehrlich, negative Punkte kann ich in dem Buch nicht wirklich finden. Klar, einige werden über die Namen stolpern, die mit ihren doppelten Vokalen auf jeden Fall besonders sind, aber ich fand das großartig! Die Geschichte beginnt ruhig, aber das ist bei Fantasy oft so und recht bald ist der Spannungsbogen so hoch, dass die Seiten nur so verfliegen. Nein, für mich ist es ein rundum gelungenes Fantasy-Werk.

 

Auf den Lesen-Stapel?

Jeder, der gerne High-Fantasy liest, kann sich „Die Traumknüpfer“ schnappen und in einen wunderbaren Fantasyschmöker eintauchen. Hier wird man überrascht von der Handlung, muss auch mal von liebgewonnenen Charakteren Abschied nehmen und verliert teilweise die Hoffnung, da die Lösung so unmöglich scheint. Ein sehr gutes Werk mit einer guten, durchdachten Idee, die 5 Sterne redlich verdient hat.