Rezension

ein gutes Debüt, das vorhandenes Potential nicht ganz ausschöpft

Ich bin Tess - Lottie Moggach

Ich bin Tess
von Lottie Moggach

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:

Würdest du dein Leben aufgeben, um das eines anderen zu übernehmen?
Leila hat Tess nie zuvor getroffen.
Doch sie weiß mehr über sie als irgendjemand sonst.
Tess hat Leila nie zuvor getroffen.
Doch wenn sie unbemerkt aus der Welt scheiden will,
muss sie Leila ihr Leben anvertrauen.
Zu Beginn ist es leicht für Leila, sich online als Tess auszugeben. Niemand durchschaut ihr Spiel.
Doch wie lange lässt sich eine solche Lüge aufrechterhalten? (Quelle: script5)

Meine Meinung:

Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Leila alleine und zurückgezogen. Ihr Leben spielt sich am Computer ab. Sie arbeitet von zu Hause aus und in ihrer Freizeit spielt sie entweder Onlinegames oder ist Stammgast in Onlineforen. Eines dieser Foren hat es ihr besonders angetan.

Eines Tages stellt der Forenbetreiber Adrian den Kontakt zwischen Leila und einer jungen Frau her, die mit einem ganz bestimmten Anliegen an Leila herantritt. Leila soll virtuell ihr Leben übernehmen, soll Tess werden, und so Freunde und Familie im Glauben lassen es gehe ihr gut. In Wahrheit aber ist Tess zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Leben geschieden.

Lässt sich Leila darauf wirklich ein?

Der Jugendroman „Ich bin Tess“ stammt von der Autorin Lottie Moggach. Es ist das Debüt der Autorin und diese befasst sich in ihrem Werk mit einem aktuellen aber auch brisanten Thema.

Leila lebt alleine, ihre Mutter ist an der Krankheit MS gestorben. Doch anstatt unter Leute zu gehen hat sich Leila komplett zurückgezogen und lebt ihr Leben quasi online. Sie spielt Spiele, arbeitet so und ist Stammgast in Foren. Obwohl Leila eine Protagonistin ist erfährt man als Leser doch nicht so sonderlich viel über sie. Auch der eigentliche Grund, warum Leila sich auf diese ganze Geschichte wirklich eingelassen hat wird erst sehr viel später offenbart. Es war für mich auch sehr schwer überhaupt einen Zugang zu ihr zu finden. Ich persönlich fand Leila nicht wirklich sympathisch. Sie meint sie wäre allwissend und wirkt so auch ziemlich arrogant.

Tess ist das komplette Gegenteil von Leila. Sie ist flippig, aufgeschlossen und redet quasi wie ihr der Mund gewachsen ist. Das macht Tess äußerst sympathisch, allerdings hat sie ein Problem, sie ist manisch-depressiv und möchte nichts mehr als endlich sterben.

Die anderen Figuren im Buch existieren eher nur nebensächlich. Sie sind zwar da aber sonderlich ausgebaut sind sie leider nicht.

Der Schreibstil der Autorin ist an sich recht jugendlich gehalten und lässt sich flüssig lesen.

Geschildert wird das Geschehen aus Sicht von Leila in der Ich-Perspektive. An sich ist diese Perspektive ideal um den Charaktere gut kennenzulernen, doch leider ist dies hier bei Leila nicht der Fall.

Die Handlung an sich hat eine sehr interessante Hintergrundidee. Gerade heute im Zeitalter von Social Media ist es aktuell, denn kann man wirklich immer mit Sicherheit sagen wer hinter den Mails wirklich steckt? Allerdings nutzt Lottie Moggach hier das vorhandene Potential in meinen Augen nur wenig. Die Handlung dreht sich zum großen Teil nur darum wie Leila Tess` Leben genau kennenlernt, die beiden kommunizieren via Mails und Skype. Es kommt so leider immer wieder zu Längen, die das Lesen erschweren. Außerdem ist es doch auch sehr philosophisch angehaucht.

Erst im letzten Drittel nimmt die Handlung dann Fahrt auf und die Spannungskurve steigt merklich an. Es wird sogar teilweise richtig dramatisch.

Das Ende hat mich persönlich überrascht und auch erschüttert. Es reißt einiges heraus und ich meinen Augen ist es wirklich ein gutes Ende für dieses Buch.

Fazit:

Alles in allem ist „Ich bin Tess“ von Lottie Moggach ein gutes Debüt.

Die interessante Grundidee und der lockere Stil konnten mich wirklich überzeugen und zum Nachdenken anregen. Allerdings steht ihnen eine Handlung mit doch erheblichen Längen gegenüber, die das vorhandene Potential nur bedingt ausschöpft.

Schade, ich hatte doch mehr erwartet!