Rezension

Ein heiterer Krimis

Die tödliche Tugend der Madame Blandel - Marie Pellissier

Die tödliche Tugend der Madame Blandel
von Marie Pellissier

Bewertet mit 3 Sternen

Diese Geschichte spielt in einem Pariser Viertel, in denen es noch Gardiennes gibt, die über Häuser und deren Bewohner wachen.
Am Place des Vosges Nr. 3 sorgt Gardienne Lucie seit über 40 Jahren für Recht und Ordnung. Sie kennt jeden Bewohner samt seiner Eigenarten, jedes Geräusch und jeden Winkel dieses Hauses. Um ihr Gehalt aufzubessern, erledigt sie auch Extrawünsche der Bewohner. Das Leben in Haus Nr. 3 könnte so idyllisch sein, wenn es Madame Vanessa Blandel nicht geben würde. Nicht nur, das Madame Blandel ihre Schwiegermutter und Lucies alte Freundin aus dem Haus vertrieben hat, nein, sie kritisiert in ihrer kaltherzigen Art auch die Arbeit von Lucie, die ihr einfach nichts recht machen kann. Um Madame Blandel nicht wieder zu erzürnen, schließt Lucie verbotenerweise mit ihrem Zweitschlüssel deren Wohnung auf, um die Bügelwäsche nicht einfach vor der Tür stehen zu lassen. Sie findet das Schlafzimmer der Blandels in einem verwerflichen Zustand vor, obwohl Justinnen Blandel, der Ehemann, verreist ist. Lucie geht von einem Ehebruch aus und pflichtbewusst räumt sie das Zimmer auf, um Justinnen nicht mit den Eskapaden seiner untreuen Ehefrau zu konfrontiern. Sie beseitigt damit aber nicht nur die Spuren des vermeintlichen Ehebruchs, sondern auch die Spuren des Täters, denn Madame Blandel wird tot aus der Seine geborgen. Lucie kann aber nicht zugeben, das sie evtl. wichtige Spuren beseitigt hat, denn das könnte sie ihren Job kosten. Auch Kommisar Lengrad, selbst Bewohner dieses Hauses, kann sie sich nicht anvertrauen, was würde der denn schließlich von ihr denken. Also beginnt Lucie selbst zu ermitteln und bringt sich öfters in Gefahr.
Ein herrlicher französischer Krimi, der auch ohne Spannung interessant ist, da Lucie von einem Fettnäpfchen ins andere tritt und es amüsant zu lesen ist, wie sie da wieder raus kommt. Marie Pellisier beschreibt ein kleines Stück Paris, in dem jeder jeden kennt, was schnell zu wirren Verdächtigungen führt. Alle Protagonisten sind Symphatieträger, außer natürliche Madame Blandel, und man hofft, das keiner von ihnen der Täter ist.
Ein Krimi, bei dem nicht die Spannung sondern das Zwischenmenschliche im Vordergrung steht.