Rezension

Ein Held dunkler Zeit

Ein Held dunkler Zeit - Christian Hardinghaus

Ein Held dunkler Zeit
von Christian Hardinghaus

Bewertet mit 5 Sternen

Der Augenarzt Dr. Wilhelm Möckel verliebt sich 1932 in die hübsche Annemarie und die beiden heiraten und bekommen zwei Kinder. Was beide nicht wissen, ist, dass Annemaries Mutter Jüdin ist, Annemarie somit Halbjüdin. Nach Hitlers Machtübernahme sind damit beide den Anfeindungen gegen Juden und deren Verfolgungen ausgesetzt. Dann verliert Wilhelm sogar seine Kassenzulassung als Augenarzt. Doch er hält weiterhin zu seiner Frau und den beiden Kindern. Da sie Deutschland nicht verlassen wollen, sieht Wilhelm nur einen Ausweg: Er meldet sich freiwillig zum Kriegseinsatz und erhofft sich durch herausragende Leistungen die Arisierung für seine Familie. Wilhelm verschlägt es an die Ostfront in einen erbitterten Kampf im eiskalten Winter 1941/1942. Kann Wilhelm sein Ziel erreichen?

Dieser Roman hat mich zutiefst berührt und beeindruckt, da er auf einer wahren Begebenheit basiert. Der Autor lässt in diesen Roman die Erlebnisse des Arztes Dr. Helmut Machemer einfließen.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr bildhaft, so dass ich alles wie einen Film vor Augen hatte. Besonders die Kriegsszenen waren sehr eindringlich und erschütternd erzählt, so dass ich das praktisch miterleben konnte. 
Der Autor erzählt die Geschichte aus der Perspektive des heute 95 jährigen Sanitätsgehilfen Friedrich Tönnies, der im Krieg als Bursche von Wilhelm Möckel tätig war.
Im ersten Teil des Buches erfährt der Leser, wie Wilhelm und Annemarie sich kennenlernen und sich ineinander verlieben. Sie gründen eine Familie und schmieden Pläne für eine gemeinsame Arztpraxis. Doch der Judenhass und die Anfeindungen belasten sie sehr. Wilhelm bekommt dann von seinem Bruder Karl den Tipp, dass er sich im Krieg verdient machen könne, damit er einen Antrag auf Arisierung für seine Familie stellen kann.
Im zweiten Teil erlebt der Leser dann wahrlich hautnah die Kriegszeit von Wilhelm mit. Mit seinem Burschen Friedrich Tönnies verbindet ihn bald eine ganz besondere Freundschaft, die beide die Zeit etwas leichter durchstehen lässt. Das, was sie im Krieg erleben, ist absolut schrecklich und barbarisch. Die Erzählungen sind furchtbar, gerade weil sie auf einer wahren Begebenheit beruhen. Zum Glück gibt es zwischendurch aber auch ein paar wenige Szenen, die dennoch positiv sind, weil sie die Menschlichkeit von Wilhelm und Friedrich zeigen. Und stets ist mir während des Lesens bewusst gewesen, dass Wilhelm das alles nur aus Liebe zu Annemarie und seinen Kindern auf sich genommen hat. Was für ein unfassbar großer Liebesbeweis.
Die Hauptcharaktere werden unglaublich authentisch und sympathisch dargestellt. Ich konnte intensiv mit ihnen mitfühlen und hoffen, lachen und weinen.

Dieses Buch ist einfach großartig und lässt den Leser die große Liebe zwischen Wilhelm und Annemarie spüren, aber auch die unfassbaren Schrecken des zweiten Weltkrieges. Ich bin tief beeindruckt von diesem Werk und vergebe 5 von 5 Sternen.