Rezension

Ein hervorragender Krimi über ein Familiendrama

Die Sau ist tot - Rudolf Jagusch

Die Sau ist tot
von Rudolf Jagusch

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch fängt für einen Krimi sehr ungewöhnlich an, denn der Mörder (Klaus) steht schon fest. Er erzählt seinem Anwalt die ganze Vorgeschichte und den Tathergang aus seiner Sicht, und es offenbaren sich wahre Schauermärchen.

Die Figuren fand ich alle sehr gut dargestellt. Jeder trägt ein anderes Säckchen mit sich herum, welches aus Sorgen, Nöten und/oder Geheimnissen besteht. Auch wenn ich ihr Handeln aus meiner Weltsicht heraus nicht immer nachvollziehen konnte, so ist es sehr gut vorstellbar, dass sich Menschen so verhalten, wie sie es hier tun. Zumal das Landleben ganz anders abläuft, als das in der Stadt. Das durfte ich selber schon erfahren.
Es gab auch undurchsichtige Haupt- und Nebencharaktere, von welchen ich nicht sofort wusste, was ich von ihnen halten sollte. Sind sie gut oder böse, was führen sie im Schilde? Auch diese Unsicherheit trug wesendlich zur anhaltenden Spannung und somit zur Lesefreude bei.
Was Klaus seinem Anwalt erzählt war manchmal wirklich unglaublich. Ebenso unglaublich schien es, dass dieser vermeintliche „Gutmensch“ ein Mörder sein soll. Immer wieder schwang das Gefühl mit, ob ihn nicht doch etwas in der Anklage entlasten könnte. Außerdem kam die Frage auf, wieviel der Mensch oder die Seele eines Menschen ertragen kann, bevor er austickt. Ich muss gestehen, dass ich diese Frage für mich immer noch nicht beantworten kann. Man muss vermutlich selbst in einer solchen Situation stecken, dann wird man es wissen…
In diesem Krimi werden direkt mehrere Tabuthemen aufgegriffen und sehr gut umgesetzt. Manche davon sind offensichtlich, andere zeigen sich erst mit der Zeit. Manchmal war ich wirklich schockiert, weil ich immer dachte, dass es viel schlimmer nicht werden kann. Ich vermute aber, dass es auch das geballte Auftreten der Vorfälle war, welches mich manchmal sprachlos werden ließ.
Was mir in diesem Zusammenhang ein klein wenig gefehlt hat war „die wegschauende Gesellschaft“. Ich muss jedoch auch gestehen, dass das jammern auf hohem Niveau ist, und sich daher nicht auf die Gesamtbewertung auswirkt.

Ein hervorragender Krimi über ein Familiendrama. Ermittlerarbeit kommt hier nicht zum Tragen, aber das war weder meiner Lesefreude, noch der Spannung abträglich.