Rezension

Ein höchst origineller Zeitreiseunfall

Die beste meiner Welten
von Elan Mastai

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch wollte ich eigentlich das Hörbuch hören, stellte aber fest, dass mir der Sprecher überhaupt nicht gefällt. Er zelebriert jedes einzelne Wort und verleiht dem Text ein Pathos, das er nicht hat und auch nicht haben will. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass das Buch ein großer Spaß sein muss. Selten habe ich so ein verrücktes Buch gelesen. Hier schreibt sich Tom Barren den Frust von der Seele.

„Die Sache ist also die: Ich komme aus der Welt, die wir haben sollten. Das sagt Ihnen natürlich nichts, denn sie leben hier, in der beschissenen Welt, die wir haben. Aber die hätte nie so werden sollen. Und daran bin ich schuld – na ja, ich und in einem geringeren Maße mein Vater und, ja, ein bisschen vermutlich auch Penelope.“

Tom hat ein Problem. Er hat versehentlich die Zeitlinie verändert. Man hat ihn in das Chrononautenprogramm aufgenommen, aber nur weil es von seinem genialen Vater geleitet wird. Seine Fähigkeiten hätten ihn nicht dafür qualifiziert. Und die erste aller möglichen Zeitreisen vermasselt er so gründlich, dass bei seiner Rückkehr alles anders ist. In diesem Jahr 2016 haben sie nicht seit 50 Jahren kostenlose, saubere Energie durch die Gottreider-Maschine und deshalb wurde manch segensreiche Technik nicht entwickelt. Man kocht sich tatsächlich sein Essen selbst! Allerdings ist sein Vater plötzlich liebevoll statt genial, seine Mutter wurde nicht von einem Hovercar überfahren und er hat eine Schwester, die vorher nie geboren wurde. 
Tom ist hin und her gerissen. Wie kommt er wieder heraus aus diesem Schlamassel und will er das überhaupt? 

Höchst unterhaltsam erzählt Elan Mastai von einem Zeitreiseunfall, den man sich kaum vorstellen kann, der aber durch und durch schlüssig und nachvollziehbar dargelegt wird. In einem sehr originellen Erzählstil, der Schnodderigkeit wunderbar mit Eloquenz verbindet, erzählt er Toms Geschichte, wie es zu der Katastrophe kam und welche Konsequenzen das für Tom und sogar die ganze Welt hat. Neben brandneuen physikalischen Theorien bringt er auch originelle philosophisch-moralische Gedanken auf den Tisch. Das Lesen ist ein großer Spaß. 
Nach und nach wird die Geschichte immer verrückter und nimmt nahezu absurde Formen an. Man liest und staunt. Einzig das Ende hält dann nicht ganz, was das Buch versprach. Es ist ein wenig brav für so ein Spektakel. Ich habe mit einem großen Knall gerechnet und bekam einen Knallfrosch. Schade.

Trotzdem ist es ein sehr lesenswertes Buch. Science Fiction, die origineller nicht sein könnte, ein Spaß und ein Erlebnis. Absolute Empfehlung. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Juni 2018 um 21:37

Ja. Schade das mit dem Knallfrosch. Meine Güte, man kocht sein Essen selber. Wo soll das hinführen? Am Ende muss man sein Bett noch selber machen und Staub wischen!