Rezension

Ein Junge bewährt sich

Bärentöter - Roland Pauler

Bärentöter
von Roland Pauler

Bewertet mit 3.5 Sternen

„...Nur durch die Weisheit sorgen Richter für die Gerechtigkeit, Herrscher für Frieden und Wohlstand...“

 

Wir schreiben das Frühjahr 1348. Der 14jährige Wilfried lebt mit seiner Mutter Lisa und den jüngeren Geschwister als Höriger auf einem Dorf in Bayern. Seit der Vater von Räubern erschlagen wurde, fehlt es der Familie am Nötigsten. Als Zoltàn, ein ungarischer Viehhändler, mit seiner Herde erscheint, bittet Wilfried, mit ihm reiten zu dürfen. Den Lohn als Treiber erhält die Mutter.

Der Autor hat einen spannenden historischen Jugendroman geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen. Dafür sorgen auch die relativ große Schrift und die kurzen Kapitel.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Wilfried. Er nimmt eine für seine Zeit ungewöhnliche Entwicklung. Ob ein solcher Aufstieg in der damaligen Zeit wirklich möglich war, sei dahingestellt. Der Autor findet auf jeden Fall logisch nachvollziehbare Punkte, die der Geschichte eine gewisse Realität geben. Hinzu kommt, dass Wilfried trotz seiner Jugend in gefährlichen Situationen seinen Mann steht und sich bewährt.

Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch zum großen Teil angemessen. Nur bei den blutigen Ritualen der Wotansbrüder wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen. Sehr genau wird das Leben der Hörigen in der damaligen Zeit beschrieben. Der Kampf gegen Hunger und Armut bindet die Kräfte. Auch die Arbeit als Viehtreiber ist voller Gefahren. Dabei sind die tierischen Räuber weniger zu fürchten wie die menschlichen. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche zwischen Wilfried und dem Grafen. Hier geht es um Themen wie Freiheit und Gerechtigkeit. Mancher Satz zeigt philosophische Tiefe. Auch Zoltàns Erzählung über seine Vergangenheit ist sprachlich gut gelungen. Er entblättert den Mythos des edlen Ritters und zeigt die Schattenseiten dieses Berufsstandes auf. Ein besonderes Stilelement sind Wilfrieds Träume. Hier steht er dem Mörder seines Vaters gegenüber, und er sieht sich als Drachentöter. In Dialogen werden diese Träume später behutsam aufgearbeitet. Das Tempo der Veränderung in den Einstellungen insbesondere des Grafen hätte ich mir etwas langsamer gewünscht. In der Regel braucht die Entstehung neuer, zum Teil völlig gegensätzlicher Lebenseinsichten Zeit.

Das in dunklem Grün gehaltene Cover mit dem Jungen vor dem Torbogen weckt Interesse. Der grüne Seitenschnitt gibt dem Buch etwas Besonderes.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Durch eine fesselnde und abwechslungsreiche Handlung wird ein Stück Geschichte lebendig.