Rezension

Ein Kind gegen die uralten Mächte der Finsternis

Doctor Sleep - Stephen King

Doctor Sleep
von Stephen King

„Wenn ihr auf den Turnpikes und Freeways Amerikas unterwegs seid, nehmt euch vor den Winnebagos und Bounders in Acht. Man weiß nie, wer darin sitzt. Oder was.“

Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu den Figuren und Szenerien eines seiner berühmtesten Romane zurück: Der Dreirad fahrende kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist erwachsen geworden. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und wieder gerät er in einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die zwölfjährige Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Doctor Sleep, als Fortsetzung von Shining angepriesen, hat in Wirklichkeit wenig damit zu tun. Dan Torrance hat – wen wunderts – seine Kindheitstraumata nicht überwunden und ist als Alkoholiker in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Mich beschlich ganz stark das Gefühl, dass Stephen King diese Figur missbraucht hat, um seine eigenen Erfahrungen als Alkoholiker zu verarbeiten. Die Passagen über die Anonymen Alkoholiker sind keine Bereicherung für das Buch, eher im Gegenteil.

Was nun die eigentliche Geschichte angeht, so ist sie zwar typisch King, aber eben deshalb auch nicht neu. Es geht um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Das Gute verkörpert durch das Mädchen Abra, das Böse verkörpert durch „Den wahren Knoten“ eine Art Vampire, die sich vom „Shinig“ ernähren. Kommt einem doch irgendwie bekannt vor …

Was mir allerdings gut gefallen hat, ist die Idee – und hier merkt man, dass Stephen King auch Humor hat – die Vampire, als Rentner getarnt, in Wohnmobilen durchs Land ziehen zu lassen. Das ist so köstlich und so weit ab vom Mainstream, in dem Vampire romantisch und sexy zu sein haben, dass ich mich das über einige Schwächen des Buches hinweggetröstet hat. „Wenn ihr auf den Turnpikes und Freeways Amerikas unterwegs seid, nehmt euch vor den Winnebagos und Bounders in Acht. Man weiß nie, wer darin sitzt. Oder was.“

Und eines kann King wie kein Zweiter, er kann Geschichten erzählen. Auch wenn Doctor Sleep nicht seine beste ist, so ist sie doch unterhaltsam und stellenweise sogar ein wenig gruselig.