Rezension

Ein Kuss, der dir die Seele rauben kann...

Dark Kiss - Michelle Rowen

Dark Kiss
von Michelle Rowen

Bewertet mit 4 Sternen

Es sollte ein Freitagabend wie jeder andere im Crave werden, dem Club, in dem Samantha und ihre beste Freundin Carly gern ihre Zeit verbringen. Doch als Samantha ihren Schwarm Stephen trifft und der sie völlig überraschend küsst, verändert das ihr ganzes Leben. Denn Stephen hat ihr durch den Kuss ihre Seele geraubt. Sie ist nun eine Grey, die ebenfalls vom Hunger nach fremden Seelen getrieben wird. Während sie noch versucht, die neue Situation zu begreifen, trifft sie den völlig orientierungslosen Bishop. Er ist ein Engel und soll die Ausbreitung der Greys stoppen, doch der Weg zur Erde hat seine Erinnerungen getrübt. Erst durch Samanthas Berührung werden seine Gedanken klar, sie scheint etwas Besonderes zu sein. Kann sie dabei helfen, die Balance zwischen Himmel und Hölle wiederherzustellen?

Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen. Schon nach wenigen Seiten erlebt Samantha ihren verhängnisvollen Kuss, der Fragen aufwirft und Konsequenzen nach sich zieht. Die erste Begegnung mit dem völlig orientierungslosen Bishop erfolgt schon kurze Zeit später. So konnte ich rasch mitten in Samanthas Welt abtauchen.

Michelle Rowen hat mit den Greys eine neue Art übernatürlicher Wesen erschaffen. Entfernt erinnern sie an Vampire, doch sie bringt durch einige Abwandlungen etwas Frische in die Welt der Geschöpfe der Dunkelheit. Der auffälligste Unterschied ist wohl, dass die Greys nicht tot, sondern seelenlos sind und den Hunger nach den Seelen anderer verspüren. Das Konzept der Seelen weicht im Buch vom Alltagsverstand ab: Ohne Seele gelingt es den Greys, relativ problemlos weiterzuleben, auch wenn sich ihre Persönlichkeit mehr oder weniger stark verändert hat. An diese Idee musste ich mich erst gewöhnen, die umfassenden Erklärungen halfen dabei aber sehr.

Nachdem sich Bishop wieder an seine Aufgabe erinnern kann, widmet sich ein Großteil des Buches dem Aufspüren der anderen Teammitglieder, die Engel oder Dämonen sind. Die Teammitglieder bringen durch ihre einzigartigen Charakterzüge Abwechslung in die Geschichte, das Aufspüren zog sich für meinen Geschmack aber etwas sehr in die Länge, da sie immer wieder in den Hintergrund rückt und Samanthas Versuche geschildert werden, ihr neues Leben zu verstehen und zu bewältigen. Erst nach und nach erhält sie Informationen über die Aufgabe Bishops, die Greys und ihre eigenen Fähigkeiten und sieht sich ganz ungeahnten Problemen gegenüber.

Neben der Protagonistin Samantha, in die ich mich gut hineinversetzen konnte, haben mich vor allem die Zwistigkeiten zwischen dem Engel Bishop und dem Dämon Kraven unterhalten können. Diese erinnerten mich ein wenig an Damon und Stefan Salvatore aus Vampire Diaries. Trotzdem haben Bishop und Kraven natürlich ihre ganz eigenen Probleme und Geheimnisse, die zu Spekulationen einladen – und ein Liebesdreieck ist dem Leser bisher glücklicherweise erspart geblieben.

Immer wieder baut Michelle Rowen Spannungsspitzen in die Handlung ein, welche mich zum Weiterlesen motivieren konnten. Am Ende erwartet den Leser ein dramatischer Höhepunkt, der den ersten Teil der Reihe zufriedenstellend abschließt, gleichzeitig aber richtungsweisend für die Fortsetzung ist. „Wicked Kiss“ ist im englischsprachigen Raum bereits erschienen, und auch wir deutschen Leser werden hoffentlich nicht zu lange warten müssen.

„Dark Kiss“ bietet Spannung, Fantasy und Romantik. Mit den Greys hat Michelle Rowen eine neue Art übernatürlicher Wesen erschaffen und in eine interessante Geschichte eingebaut. Das Aufspüren der Teammitglieder dauerte recht lange, dafür wurde ich mit facettenreichen Charakteren belohnt, die mich unterhalten konnten. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für Jugendliche und junge Erwachsene.