Rezension

Ein Leben für die Justiz

Justizpalast - Petra Morsbach

Justizpalast
von Petra Morsbach

Bewertet mit 3 Sternen

Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich im letzten Herbst bei seiner Vorstellung durch eine Literaturkritikerin. Ich war seinerzeit der Überzeugung, es mit einem wahren Lesehighlight  zu tun zu bekommen. Der Preis von immerhin 25,00 EUR hielt mich dann noch geraume Zeit von seinem Kauf ab. Jetzt ist es endlich so weit, dass ich das Buch in den Händen halte. Aber wie wurden meine hohen Erwartungen doch enttäuscht, so dass ich letztendlich nur eine durchschnittliche Bewertung von drei Sternen abgebe, wenngleich objektiv betrachtet das Buch vielleicht mehr verdient. Denn die Autorin, die selbst wohl keine Juristin ist, hat sich so viel sichtbare Mühe gegeben. Sie hat über neun Jahre hinweg fundierte Recherchen betrieben und die Arbeit mit fünfzig Juristen besprochen. Genau das ist es dann wohl, was mich ein wenig gegen das Buch einnimmt.

Herausgekommen ist eine penible und akribische Aneinanderreihung einer Vielzahl juristischer Fälle, die die Protagonistin, die Vorsitzende Richterin am Landgericht Thirza Zorniger, im Laufe ihrer Karriere bearbeitet hat. Gegen Ende ihrer Berufslaufbahn versucht sie selbst die Anzahl zu berechnen und kommt auf horrende Zahlen. Diese Fälle sind zwar nicht seitenlang eingefügt. Dennoch sind sie für einen Laien nicht immer gut verständlich. Sie sind in nicht chronologischer Reihenfolge allen Dezernaten entnommen, mit denen Thirza in ihrem Berufsleben befasst war. Somit stammen sie aus ihrer anfänglichen Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft, ihrer Tätigkeit als Familienrichterin beim Amtsgericht, als Sachbearbeiterin für Gnadenentscheidungen im Ministerium, als Mediatorin und vor allem ihrer am Ende des Berufslebens stehenden Tätigkeit als Vorsitzende Richterin einer Kartellkammer. Diesem Bereich ist etwa das letzte Buchdrittel gewidmet, und ab da hatte ich erhebliche Mühe, der Geschichte zu folgen. Die geschilderten anspruchsvollen kartellrechtlichen Streitigkeiten konnte ich geistig einfach nicht nachvollziehen. Meinen vorigen Ausführungen lässt sich schon entnehmen, dass im Vordergrund das Berufsleben der Protagonistin steht. Ein Privatleben hat sie auch lange Jahre nicht. Nach zwei kurzen Liebschaften findet sie erst spät ihr Glück mit einem Mann. Dieser bevorzugt zudem anspruchsvolle Literatur und diese liest er gerne Thirza vor, was ein weiterer Aspekt ist, der für mich den Lesefluss gestört hat. Die ausgewählte Literatur habe ich oft nicht verstanden, wie übrigens auch Thirza nicht, die lieber auf Liebesromane von Courts-Mahler zurückgreift. Was mich ebenfalls am letzten Buchdrittel stört, ist der Umstand, dass Thirza hier oft private Gespräche mit einem pensionierten Kollegen führt, dessen Ansichten auch recht wirr sind. Schwierig zu verstehen sind auch rechtsphilosophische Ausführungen. Der Schreibstil ist insgesamt nüchtern und sachlich gehalten.

Eigentlich schade, dass dieses Buch, auf das so viel Mühe verwandt wurde, wohl nicht die breite Leserschaft ansprechen wird.