Rezension

Ein Leben für die Kunst

Die Schwester des Tänzers - Eva Stachniak

Die Schwester des Tänzers
von Eva Stachniak

Bewertet mit 3 Sternen

In ihrem Roman „Die Schwester des Tänzers“ widmet sich Eva Stachniak dem Leben der Ballerina und Choreografin Bronislawa Nijinska. Nijinska war unter anderem einer der Stars bei den Ballets Russes, eines der bedeutendsten Balletensembles des 20. Jahrhunderts, und gilt als Wegbereiterin des Neoklassizismus im Ballet. Trotzdem stand sie immer ein bisschen im Schatten ihres Bruders, dem legendären Tänzer Waslaw Nijinsky. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Bronislawas und so begleitet der Leser die Tänzerin von 1894 bis 1939 – von Russland über Paris und London bis nach New York. Für ihren Roman hat sich die Autorin hauptsächlich auf nachgelassenes biografisches Material – wie Tagebücher oder Interviews – sowie auf Nijinskas Buch „Early Memoirs“ gestützt.

Den Schreibstil hab ich gerade am Anfang als sehr angenehm und auch gefühlvoll empfunden. Bronislawa und Waslaw wurden bereits in eine Tänzerfamilie geboren und so bekommt man vor allem im ersten Teil des Romans ganz gut mit, wie schwer so ein Künstlerleben war – die ständigen Umzüge, die Angst, kein Engagement zu bekommen. Interessant fand ich generell die Einblicke in die klassische russische Balletkunst und man erfährt auch, wie hart es war, einen Platz in der kaiserlichen Tanzakademie in Sankt Petersburg zu bekommen. Weil Bronislawa zu einer Zeit gelebt hat, in der die ganze Welt im Wandel war, spielen natürlich auch einige historische Ereignisse in den Roman mit hinein: Der Zwar wird in Russland gestürzt und der 1. Weltkrieg bricht aus. Auch hier bekommt man ganz gut mit, was diese politischen Ereignisse für Bronislawa und ihre Familie bedeuteten.

Recht gelungen ist der Autorin die Charakterzeichnung der beiden Geschwister Nijinsky. Vor allem Waslaws unterschiedliche Facetten und generell das Verhältnis der beiden Geschwister zueinander hat sie sehr gut herausgearbeitet.

Und dennoch: Trotz der wirklich interessanten Geschichte, konnte mich der Roman nicht komplett bannen. Zu ruhig gleitet die Geschichte dahin, zu behäbig, ja fast langatmig wird sie erzählt. Obwohl im Leben der Tänzerin wirklich viel passiert und ihre Lebensumstände auch oft sehr schwierig und tragisch waren, gingen mir diese Lebenseinblicke nicht unter die Haut. Man hat oft das Gefühl, das viele wichtige Einschnitte im Leben der Geschwister nur so nebenbei abgehandelt werden. Die geschilderten Ereignisse waren mir oft einfach nicht intensiv genug. Dafür hält sich die Autorin Alltagsgeplänkelt auf.

Summa summarum ein gut recherchierter Roman über eine interessante, starke Frau und eine Liebeserklärung an das russische Ballet. Leider aber mit ein paar erzählerischen Schwächen.