Rezension

Ein Leben in Isolation

Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt 01.
von Nicola Yoon

Bewertet mit 4 Sternen

Madeline, Maddy genannt, ist an ihr zuhause gefesselt. Eine seltene, aber schwere Immunkrankheit verbietet ihr, dieses zu verlassen. Seit ihrer frühesten Kindheit an lebt sie allein, mit Mutter und ihrer Pflegerin / Krankenschwester, die jeden Tag kommt. Alles in ihrem Zimmer ist weiß, regelrecht steril. Maddy lebt so, und nicht schlecht, weil sie es nicht anders kennt.
Sie führt Tagebuch und lässt ihre Träume und Gedanken darin verschwinden.
Dann zieht eines Tages eine neue Familie ins Nachbarhaus mit zwei Jugendlichen. Maddy kann nichts anderes tun, als deren Leben vom Fenster aus zu beobachten. Olly, der Nachbarsjunge, wird auf sie aufmerksam und versucht, Kontakt mit ihr zu bekommen, was dadurch erschwert wird, dass niemand zu Maddy gelassen wird.
Sie finden einen Weg, sie schreiben sich per Mail. Aus anfänglicher Plänkelei wird mehr, Freundschaft. Maddy beginnt zu erahnen, was ihr fehlt, ein Leben außerhalb ihres Zimmers bzw. außerhalb ihres hermetisch abgegrenzten Zuhauses. Und plötzlich ist es soweit, Maddy ist verliebt, aber wie soll solch eine Liebe bestehen können? ...

Man mag sich gar nicht vorstellen können, wie es ist, krankheitsbedingt in fast völliger Isolation zu leben. Nur Mutter und Pflegerin sind ihr Kontakt, ab und an online auch mal Lehrer. Ein Tag vergeht wie der andere, keiner bringt es etwas neues. So ergeht es Maddy, einem jungen Mädchen, das es nicht anders kennt, denn von frühester Kindheit an kennt und lebt sie mit der Situation. Sie weiß, dass es ihr Tod sein kann, wenn sie sich vor die Tür wagen würde.
Aber in ihrem Leben gibt es auch keinen Anlass, das zu tun, bis sie Olly kennenlernt.
Maddy wird nun allzu bewusst, dass sie mehr will, sie will keine Isolation mehr, auch wenn es für sie heißen würde, dass sie krank werden oder sogar sterben könnte. Sie rebelliert gegen ihre Mutter, sie kann die Situation nicht mehr ertragen. Olly und sie finden Wege, wie sie sich treffen können, was heißt, dass Olly ins Haus kommt, ohne dass ihre Mutter davon Kenntnis hat. Die beiden tasten sich aneinander an, wie nahe können sie sich kommen, ohne Maddy zu gefährden. Sie "spielen" mit Maddys Krankheit, immer hoffend, dass nichts passieren möge, aber immer auch mit der Angst.

Eine Rebellion, die Maddy das Leben kosten könnte, aber sie sehnt sich so nach Normalität und Liebe, dass sie eine Entscheidung trifft, die vieles verändert.

Aus Maddy Tagebuchnotizen, Zeichnungen und anhand von Mailnachrichten ist der Leser immer nah am Geschehen, erfährt, wie es Maddy geht und was sie fühlt und denkt. Ein einsames Mädchen, dass sich nach der Liebe sehnt.

Das Ende kam für mich jetzt nicht so überraschend, schon in der ersten Hälfte gingen meine Gedanken in genau diese Richtung, so dass es für mich nur noch Bestätigung war.

Dieses Jugendbuch ist das Erstlingswerk der Autorin, was man fast nicht glauben kann. Es ist unterteilt in recht kurz gefasste Kapitel, die mit Zeichnungen versehen sind.
Sehr positiv möchte ich auf das wunderschöne Cover verweisen. Auf den ersten Blick wirkt es nur schön bunt und dient als Eyecatcher. Sieht man sich aber die Grafik genauer an, findet man viele Dinge, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Man kann tatsächlich im Bild versinken.

Das Buch ist für die Altersklasse 14 - 17 Jahre anvisiert und ich würde denken, dass das passt. Aber man darf auch älter sein, um Gefallen an dem Buch zu haben.
Wäre es jetzt nicht so vorhersehbar für mich gewesen, hätte ich 5 Sterne vergeben, so muss ich leider eins abziehen.
Es ist auf alle Fälle ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.