Rezension

ein leises Buch, das doch ganz laut ist

Wie die Stille unter Wasser - Brittainy C. Cherry

Wie die Stille unter Wasser
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Liebesgeschichte und so viel mehr - ein Buch über die Stille der Worte, über das Gehört-werden ohne zu sprechen

Es gibt Bücher, bei denen ich mir wahnsinnig schwer tue, eine Rezension zu schreiben - nicht, weil sie so schlecht sind, sondern im Gegenteil - es sind welche, die mir so unter die Haut gehen, dass ich keine Worte finde - "wie die Stille unter Wasser" ist ein solches.

Die Autorin erzählt uns hier von Maggie May - einem kleinen Mädchen, das aufgrund eines erlittenen traumatischen Erlebnisses seine Stimme verliert und nicht mehr außer Haus gehen kann. Sie hat nur noch ihre Eltern und ihre Geschwister als Gefährten - ihren Vater, der sie auch ohne Worte versteht und in allen Lagen zu ihr steht, ihre Stiefmutter, die fast daran zerbricht, dass Maggie May nicht mehr spricht, und ihre Stiefgeschwister - Sie rebellisch, Er mitfühlend. Und dann gibt es noch Brooks, den besten Freund ihres Stiefbruders ...

Die Geschichte ist in drei Teile unterteilt - Maggie im Alter von 8 Jahren, danach mit 18 und dann wieder zehn Jahre später. In großen Teilen wird die Handlung aus Maggie Mays Sicht in Ich-Form erzählt, kapitelweise kommt auch Brooks zu Wort. 

Die Autorin schafft es, unheimlich einfühlsam von einem kleinen Mädchen zu erzählen, das etwas Schreckliches miterlebt und dadurch seine Stimme verliert. Sie kann nicht mehr aus dem Haus gehen und verliert sich immer mehr in eine Welt aus Büchern, durch die sie all das erlebt, was sie selbst nicht kann - nämlich das Leben zu leben. Lediglich Brooks schafft es, wirklich an sie heranzukommen, holt sie mit Musik immer wieder heraus und versteht sie auch ohne Worte. 

Ich bin in das Buch hineingekippt und habe es innerhalb kurzer Zeit ausgelesen - es hat mich vom Beginn des Erwachens bis zum Einschlafen begleitet - und sogar jetzt, zwei Tage, nachdem ich es zugeklappt habe, beschäftigt es mich noch.

Die Autorin hat einen unglaublich einnehmenden Schreibstil, sie schafft es, den Leser abzuholen und bis zum Ende nicht mehr loszulassen. Emotionale Momente (oft sind es nur ganz kleine, die zu Tränen rühren) werden abgelöst von welchen, an denen man vor Schreck erstarrt ist, schreien möchte vor Zorn, und keine Worte findet angesichts wundervoller Erlebnisse. 

Die Charaktere sind liebevoll und lebensecht, man lernt Maggie May kennen, die im Lauf der Jahre zu einer starken Frau heranwächst und lernt, ihren Dämonen zu trotzen und die dabei von Brooks unterstützt wird, der immer für sie da ist und sie nicht im Stich lässt, obwohl das Leben ihre Wege trennt. Auch die wenigen Nebenprotagonisten sind gut ausgearbeitet, sie begleiten das Leben von Maggie May und jeder für sich hat seine eigene Weise, mit ihrem Trauma umzugehen - und dass es dabei nicht immer die richtigen Entscheidungen sind, macht sie so lebensecht - denn wer hat noch nicht in seinem Leben Fehler gemacht im Glauben, das Richtige zu tun?

Fazit: "wie die Stille unter Wasser" ist das dritte Buch der Autorin, das ich gelesen habe, und es ist ebenso ein Lesehighlight für mich wie die beiden anderen. Es ist ein leises Buch - aber nichtsdestotrotz kraftvoll in seinem Ausdruck. Man erkennt, dass man sich auch Gehör verschaffen kann, ohne zu sprechen und verstanden werden kann, ohne gesprochen zu haben - wenn man nur der Stille richtig zuhört. Einfühlsam und wunderbar lebensechte Charaktere machen das Buch zu einem, das man - hat man mal begonnen - nur schwer aus der Hand legen kann. Mir hat diese dritte Band am besten von allen gefallen, und ich freue mich nun schon sehr auf das Erscheinen von Band 4 im Sommer.