Rezension

Ein Lesemuss! Spannende und berührende deutsche Geschichte

Jenseits der blauen Grenze - Dorit Linke

Jenseits der blauen Grenze
von Dorit Linke

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Die DDR im August 1989: Hanna und Andreas sind ins Visier der Staatsmacht geraten und müssen ihre Zukunftspläne von Studium und Wunschberuf aufgeben. Stattdessen sehen sie sich Willkür, Misstrauen und Repressalien ausgesetzt. Ihre einzige Chance auf ein selbstbestimmtes Leben liegt in der Flucht über die Ostsee. Fünfzig Kilometer Wasser trennen sie von der Freiheit – und nur ein dünnes Seil, das ihre Handgelenke verbindet, rettet sie vor der absoluten Einsamkeit …

 

Meinung:

Auch dieses Buch hat eine Nominierung für den Jugendliteraturpreis 2015 erhalten. Ich muss gestehen, dass mich das Thema DDR nicht immer sehr reizt und ich manchmal das Gefühl einer Übersättigung habe, da das Thema so oft in Film und Fernsehen präsent ist. Aber natürlich bin ich jederzeit gerne bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen. Und Gott sei Dank habe ich mich für dieses Buch interessiert.

Zentrales Thema in diesem Buch die Flucht über die Ostsee, ergänzt von den Begleitumständen, die Hanna und Andreas zu dieser Maßnahme getrieben haben. Dabei haben unsere Protagonisten kein Boot, sondern müssen die Strecke zum rettenden Fehrmann schwimmend zurücklegen. Diese Passagen sind dabei so spannend gestaltet, dass an keiner Stelle im Buch Langeweile aufgekommen ist. Die Autorin legt direkt mit der Flucht los und erzählt dann in Rückblenden von Hannas Leben in der DDR. Nach und nach kristallisiert sich so der Grund für Hannas und Andreas Flucht heraus. Zwischendrin geht dann der dramatische Überlebenskampf auf der Ostsee für die zwei weiter. Ob sie es schaffen, verrate ich an dieser Stelle nicht, dass müsst ihr selber nachlesen.

Als Westkind der 80er habe ich vom Mauerfall und den ganzen Ereignissen drum herum direkt nicht so viel mitbekommen, denn mal ehrlich, welche 6/7-Jährige interessiert sich da schon für Politik? Trotzdem bleibt natürlich Einiges hängen und auch später in der Schule und aus eigenem Interesse erfährt man mehr über die DDR. Ein klares Bild habe ich von der Zeit in der DDR natürlich nicht, aber genau diesen Punkt trifft die Autorin hier sehr gut. Sie schildert in klaren Worten, wie die Verhältnisse dort drüben waren. Sie schönt dabei nichts und man kann sich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Richtig gut gefallen hat mir, dass es auch ein Glossar am Ende des Buches gibt, was es der Jüngeren und der unbedarften Westgeneration einfacher macht, bestimmte Begriffe zu verstehen. Auch die Umgebung und das Ambiente konnte ich mir sehr gut vorstellen. Typische Vorgänge in der DDR, wie z. B. die Jugendweihe sind sehr gut beschrieben. Auch hier hat die Autorin es geschafft, ein klares Bild zu erstellen.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Man spürt, wie problematisch der Umgang mit den Autoritätspersonen für die Jugendlichen ist. Die ständige Überwachung und die Rechtfertigungen für Handlungen zehren an den Nerven. Hanna ist dabei die ruhigste der drei Freunde, Sachsen-Jensi ist der Spaßvogel des Trios, der mit viel Eigenironie durchs Leben geht. Zwar machen ihn die vielen Hänseleien aufgrund seines Aussehens und seiner Herkunft zu schaffen, trotzdem hat er immer sehr viel Humor. Andreas dagegen ist eine sehr verlorene Figur. Er hat es von allen am Schwersten, denn sein Elternhaus ist nicht das Beste und auch die Schule macht ihm zu schaffen. Das unfaire System kommt ihm und seinen Zukunftsträumen nicht entgegen.

Dieses Buch bewegt und regt zum Nachdenken an. Auch jetzt noch, eine Woche nachdem ist es ausgelesen habe, ist die Geschichte in meinem Kopf immer noch präsent. Es prangert die Lebensumstände und Zwänge der DDR an, dies aber in einem jugendlichen und klaren Stil. Seine Hauptfiguren verliert das Buch dabei nicht aus den Augen und man bangt bis zur letzten Seite um Hanna und Andreas. Richtig erschüttert hat mich, dass zwei so unbedarfte Personen, die eigentlich nur ihren Weg im Leben gehen wollen, von den Umständen und Verhältnissen zu solch einer extremen Verzweiflungstat getrieben werden.

Erzählt wird das Buch aus der Ich-Perspektive. Hanna nimmt uns mit auf ihre Flucht durch die Ostsee und lässt uns an ihren Gedanken und Erinnerungen teilhaben. Die Autorin schafft es gekonnt, den Spannungsbogen oben zu halten und die Informationen nach und nach einzufügen, ohne in die Länge zu ziehen oder Logiklücken zu produzieren.

Vielen Dank an den Magellan Verlag für das Rezensionsexemplar.

 

Fazit:

Ein spannendes Stück Geschichte, authentisch und jugendnah erzählt. Für mich ein absolutes Lesemuss! Lest dieses Buch!

Von mir gibt es ganz klar 5 von 5 Punkten!

(Mein Blog: vanessasbuecherecke.wordpress.com)