Rezension

Ein Liebesroman, dessen Potential nicht ausgeschöpft wurde und der sich über lange Strecken zieht

Traummänner und andere Wundertüten - Jill Shalvis

Traummänner und andere Wundertüten
von Jill Shalvis

„Also darf ich ihn morgen umbringen?“, hakte sie nach, aber sein strenger Gesichtsausdruck brachte sie von diesem Gedanken ab. „Ach, vergiss es. Ich hasse Orange, und Einteiler sind meiner Meinung nach eine Erfindung des Teufels.“

Seit einem Jahr arbeiten sie unter einem Dach: Der unnahbare Personenschützer Archer und die strebsame Schönheit Elle, die alles für ihren beruflichen Aufstieg, Freunde und schöne Schuhe tut. 
Die beiden verbindet ein gemeinsames Erlebnis in der Vergangenheit, das für beide einen Wendepunkt im Leben darstellte. Und das beide daran hindert, ihren Gefühlen für einander nachzugeben…
Als dann auch noch die Vergangenheit an die Tür klopft, wird die Lage brenzlig.

Von der ersten Seite weg spürt man die starke Anziehung zwischen den so unterschiedlichen Protagonisten. Die Luft flirrt, wenn die beiden aufeinandertreffen und es macht Spaß, ihnen dabei zu zusehen, wie sie sich an die Gurgel gehen. 
Vor allem das erste Drittel ist geprägt vom Witz der Autorin. Ich fühlte mich, auch durch Archers Beruf und die Tatsache, dass Elle ihm manchmal bei Einsätzen hilft, stark an Janet Evanovich´s Stephanie Plum-Serie erinnert und habe mich gut unterhalten. Der flüssige-leichte Stil tat sein Übriges.
Was dann folgte, war leider ein Eiertanz der besonderen Art. Immer wieder ziehen sich Archer und Elle wie zwei Magnete an –um dann, als hätten sich die gleichen Pole getroffen, voneinander abzuprallen. 
Die Rahmenhandlung gäbe echt viel her für spannende Intermezzi, wird aber sehr nebensächlich abgehandelt. So folgen wir über sich dahinziehende Strecken nur den beiden, wie sie sich begehren und wegstoßen. Auch die obligaten Sexszenen konnten für mich die Spannung nicht aufrechterhalten. 
Der Show-Down hat echt Potenzial, aber er wird knappestens abgearbeitet. Und auch für ein seichtes Liebesgeschichterl hätte ich mir mehr Entwicklung von Archer und Elle gewünscht. Durch ihre problematische Vergangenheit hätte es doch einiges gebraucht, um der Geschichte ein stimmiges Ende zu geben.
Das erste Drittel rettet noch den ein oder anderen Stern.

Fazit: Ein Liebesroman, dessen Potenzial nicht ausgeschöpft wurde und der sich über lange Strecken zieht.