Rezension

Ein literarisch gut durchdachtes Werk

Was vom Tage übrig blieb - Kazuo Ishiguro

Was vom Tage übrig blieb
von Kazuo Ishiguro

Bewertet mit 4 Sternen

Mr. Stevens, zeit seines Lebens Butler in großen, angesehenen Häusern, macht sich das erste Mal im Leben auf eine Reise ins Ungewisse, um eine alte Bekannte zurück nach Darlington Hall zu geleiten, mit der er den Personalmangel dort zu beheben versuchen möchte. Dabei lernt er nicht nur sein Land besser kennen, sondern macht auch eine persönliche Reise in die vergangenen Geschehnisse und entwickelt rückblickend eine andere Sichtweise auf diese.

Das Buch beginnt mit einer ausführlichen Einführung in das Lebens als Butler von Mr. Stevens und über einige Fakten des Hauses Darlington Hall. Die ersten 30-40 Seiten fand ich sehr zäh zu lesen und es war regelrecht ein Kampf dadurch. Der Erzähler verliert sich zunehmend in ausladenden Beschreibungen der vergangenen Geschehnisse und seinen eigenen Wert-, und Moralvorstellungen bezüglich der Qualitäten, die ein "großer" Butler haben muss. Nach dem misslungenen Start wurde es zunehmend besser und war sogar interessant, auch wenn der Schreibstil etwas gehobener ist und dem damaligen Zeitalter entspricht. Durch die andere Art und Weise die Dinge zu betrachten, die sich auch im Sprachgebrauch niederlässt, bekommt der Leser einen guten Eindruck von den Zuständen damals, die mich ab und zu zum Schmunzeln gebracht haben. Von einer Liebesgeschichte, wie es im Klappentext angedeutet wird, konnte ich eher weniger erkennen, aber dennoch war die Beziehung der beiden Hausangestellten kompliziert und dadurch aufregend. 

Ein leichtes Buch, das in einigen Aspekten des Butlerdaseins sehr in die Tiefe geht und viel über die damaligen Zeitumstände verrät, kombiniert mit einigen romantischen Verwirrungen.