Rezension

Ein literarisch, leckeres Bonbon. Tief psychologischer Thriller.

Die Falle - Melanie Raabe

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Vor vielen Jahren fand die Bestsellerautorin Linda Conrad ihre Schwester tot auf. Die Bilder des Blutbads und den winzigen Augenblick als sie den Mörder sah der floh, kann sie nicht mehr vergessen. Sie leidet elendig an diesen grausamen Erinnerungen, bei Tag und bei Nacht.

Seit diesen Geschehnissen lebt die angesehene Schriftstellerin so sehr zurückgezogen, dass sie ihr Haus nicht mehr verlassen hat. Eines Tages glaubt Linda den Mörder ihrer Schwester im Fernsehen erkannt zu haben. Sie recherchiert, sie plant, sie bereitet sich bis ins kleinste Detail vor und vereinbart ein Treffen mit dem Mörder, um ihm eine Falle zu stellen.

Ihr Köder: „sie selbst“.

Die Autorin:

Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, wuchs in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen und einer Kleinstadt in NRW auf, studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln – als Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin, Performerin und Theaterschauspielerin. Sie betreibt ihren eigenen Interview-Blog (www.biographilia.com) und erhielt bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Die Rechte an ihrem Roman "Die Falle" wurden bereits vor Erscheinen international verkauft, u.a. nach Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien und das englischsprachige Ausland. (Quelle: btb Verlag)

Reflektionen:

Die Falle war für mich ein literarischer Hochgenuss. Melanie Raabe hat mich mit ihrer Sprache und ihrem Schreibstil sehr beeindruckt und an die Geschichte gefesselt. Immer wieder kam mir ein Wow über die Lippen, denn die Worte und Sätze der Autorin hatten enorme Auswirkungen in meinen Gedanken und zerrten mich unglaublich tief in die Psyche der Hauptfigur Linda Conrad herab.

Lindas Gedankenwelt ist hoch emotional und sehr intensiv, teilweise krank und auch eine Spur irre. Sie plant bis ins kleineste Detail ein Treffen mit dem vermeintlichen Mörder ihrer Schwester und durchdenkt alle Eventualitäten. Melanie Raabe schreibt, als hätte sie all das, was Linda denkt und tut selbst erlebt. Ihr Ausdruck ist so außergewöhnlich stark, dass ich glaube, durch Lindas Augen zu sehen, ihre Gedanken zu denken und ihre Emotionen zu fühlen.

Die Handlung war es nicht, die mich hier überzeugte, denn ich muss gestehen, dass ich zu viel von dieser Art Romanen gelesen habe, die mit nur ein, zwei Figuren von einem psychologischen Katz und Maus Spiel erzählen.

Der vermeintliche Täter, ein gradliniger, gutaussehender Erfolgstyp, der mental und physisch mit beiden Beinen im Leben steht, durchschaut Lindas Plan und setzt auf psychologische Gegenwehr. Zwei Charaktere kämpfen von nun an um ihren persönlichen Sieg und beide berühren den Leser.

Die wenigen weiteren Nebenfiguren sind nur schemenhaft in ihren Charakterzügen dargestellt und sie beleben die Geschichte nur geringfügig. Die Lebendigkeit der Handlung und die Spannung kreiert Melanie Raabe sehr geschickt durch zahlreiche Cliffhanger, die mich zügig antreiben weiterzulesen. Dadurch dass die Autorin absichtlich psychologische Wendungen und Verstrickungen in die Köpfe der Leser projiziert, blitzen immer wieder Spannungshöhepunkte auf, die aufs Neue mit unerwarteten Überraschungen einhergehen.

Fazit und Bewertung:

Die Falle ist ein literarisches Bonbon. Ich empfehle diesen Thriller ausdrücklich gern.