Rezension

Ein lustiger und schöner Chatroman

New York zu verschenken - Anna Pfeffer

New York zu verschenken
von Anna Pfeffer

Inhalt:
Nachdem seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat, sucht Anton per Instagram eine neue Reisebegleitung für einen Trip zu zweit nach New York. Da die Buchung bereits vollzogen ist, kommt jedoch noch jemand in Frage, der den gleichen Namen wie seine Exfreundin trägt. Kurze Zeit später meldet sich auf die Annonce tatsächlich eine Olivia Lindmann. Olivias Leben ist so ganz anders als das von Anton und sie ist auch nicht gewillt, ihm stets nach dem Mund zu reden. Bald schon entspinnt sich eine Internetfreundschaft der ganz besonderen Art.

Wichtigste Charaktere:
Anton ist das Glück stets hold. Seine Eltern verdienen eine Menge Geld, dem Sohn soll es an nichts fehlen. Seinen Alltag verbringt Anton gerne auf Partys oder in Gesellschaft seiner Freunde. Wichtig ist ihm nur eins: Spaß zu haben.
Liv musste schon früh lernen Verantwortung zu tragen. Die Mutter ist oft unterwegs, einer muss sich um die Schwester kümmern. Liv besitzt nicht so viel Geld wie Anton. Ihr größter Wunsch ist es, New York zu besuchen und für eine Weile vom Alltag abzuschalten.

Schreibstil:
Bei New York zu verschenken handelt es sich um einen reinen Chatroman. Die Protagonisten führen ihre Diskussion anfangs über Instagram, später über Whatsapp.
Schon beim Erstkontakt liefern sich Anton und Liv ein wahres Wortgefecht. Hierbei beweisen beide eine unglaubliche Schlagfähigkeit. Die Unterhaltung führt zu einem harschen, detailverliebten aber lockeren Umgangston. So nennt Liv Anton ziemlich bald Oberflächlich-Anton und Anton verwendet für Olivia den Begriff Psycho-Liv.
Anton stellt sich ziemlich bald als jemand dar, der es im Leben gut getroffen hat. Er lebt sein Leben und muss sich keine Sorge darum machen, was seine Aktivitäten so kosten. Fast bekommt man Mitleid, wenn er behauptet, dass seine Freunde alle einen Maserati, er hingegen nur einen Porsche zum Geburtstag bekommt.
Liv weist Anton ziemlich direkt darauf hin, dass er ein verwöhnter Junge ist, dem alles zufliegt. Anton hingegen ist von sich überzeugt und möchte auch nichts an sich ändern.
Liv ist jemand, der schon sehr früh Verantwortung im Haushalt übernehmen musste. Wenn die Mutter wieder einmal lange auf der Arbeit war, betrunken heim kam oder eine ihrer vielen Bettbekanntschaften sie versetzt hat, dann muss Liv diese Probleme ausbaden. Halt bietet ihr die kleine Schwester, für die Liv alles tun würde, deren Betreuung ihr aber auch zugleich die Möglichkeiten nimmt, einfach mal unbeschwert durchs Leben zu gehen.
Liv und Anton unterhalten sich bald schon über alles Mögliche. Zugleich ergänzen sie sich aber auch. Anton motiviert Liv einmal spontan zu sein, Liv hingegen holt Anton mehr schlecht als recht wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Das Buch verzaubert und irritiert. Das eigenartige Benehmen der Hauptfiguren wurde für mich auch mal zum Störfall. Liv kann schon mal übersensibel und unreflektiert sein, während Anton ein Hauch von Arroganz anhaftet.
Und dann gab es wieder Stellen an denen beide eine sehr wertvolle Stütze für den jeweils anderen geboten haben. Die Geschichte war für mich sehr authentisch. Anton und Liv sind zwei Charaktere mit Ecken und Kanten und mit einigen Fehlern. Gerade das hat sie jedoch menschlich wirken lassen.
Das Ende hat mich eiskalt erwischt. Ich hatte große Schwierigkeiten es so einfach zu verarbeiten. Und dennoch ist es ein Happy End.

Fazit:
New York zu verschenken ist ein reiner Chatroman. Die Dialoge der Protagonisten wirken sehr lebendig. Dies fängt bei der Sprache an, die sich nicht zwischen Umgangston und einem philosophischen  Klang entscheiden will und setzt sich bei den schlagfertigen Wortduellen fort. Der humorvolle und teilweise auch verrückte Austausch garantiert Lesespaß von der ersten bis zur letzten Seite.
Die Charaktere werden nicht als reine Schablonenfiguren präsentiert, sondern provozieren und polarisieren, gehen an Grenzen – und zum Teil darüber hinaus.
Es ist nicht immer einfach Anton und Liv ihre Fehler zu verzeihen. Wem dies gelingt, der wird sehr viel Freude mit dieser Geschichte haben.