Rezension

Ein-Mann-Stück über einen vermeintlich verkannten Poeten

Herr Schreiber blockiert - Bernd Mannhardt

Herr Schreiber blockiert
von Bernd Mannhardt

Bewertet mit 4 Sternen

In 'Herr Schreiber blockiert' (1994 unter 'Ich und Spitzweg oder umgekehrt' uraufgeführt) teilt eben jener Herr Schreiber in einem Gespräch mit dem Publikum einen Teil seiner Gedankenwelt. Von Problemen mit dem Vermieter, über Probleme mit den Frauen, Probleme beim Schreiben, mit dem Klo und selbst beim Zoobesuch.
Herr Schreiber scheint zu jedem Thema eine Meinung zu haben und flicht auch gerne mal belangloses Spezialwissen ein, das er sich wohl angelesen hat.

Ja, gelesen hat der Schreiberling anscheinend einiges, geschrieben eher weniger und vor allem nichts erfolgreiches. An seinem 'handwerklichen Geschick' kann es nicht liegen, denn das ist tadellos - sagt er. Der aufmerksame Leser fragt sich hier, wie der Held denn seine ganzen Werke zuwege gebracht hat, schafft er es während des ganzen Stücks doch nicht, seinen Laptop einzuschalten ("Bedienungsanleitung unauffindbar") und kann auch kein Blatt Papier berühren ("Papierstauballergie"). Hmmm...

Herr Schreiber ist in meinen Augen ein ganz spezieller, in gewisser Weise 'gefährlicher' Charakter. Er lullt einen mit amüsant-intelligenten Berichten ein und man ist versucht, ihn ganz toll zu finden, bis man hier und da meint, hinter die aufgesetzte Fassade zu blicken, und einen Typen entdeckt, der eigentlich nix zustande bringt und nur aufgrund der (genervten) Gnade seiner Ex überhaupt noch ein Dach über dem Kopf hat. Auch wenn der Vergleich jetzt etwas weit hergeholt daher kommt: mich erinnert er an Mr. Stevens aus 'The Remains of the Day' ('Was vom Tage übrig blieb'). Das Buch war ebenfalls aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der gekonnt (wenn auch vielleicht nicht so absichtlich täuschend wie Herr Schreiber) ein Charakterbild von sich vermittelte, das nicht ehrlich war und den Leser dazu zwang, hinter das Gesagte zu hören und seine eigenen Schlüsse zu ziehen ob des wahren Wesens des Erzählers. Dieses Bedürfnis hatte ich bei 'Herr Schreiber blockiert' auch und da das 56 Seiten dünne Büchlein schnell gelesen ist, werde ich den Poeten bestimmt noch einmal genau unter die Lupe nehmen.

Als ursprünglich für die Bühne konzipiertes Stück kann Bernd Mannhardts Werk, abhängig vom Schauspieler, sicherlich mit ganz unterschiedlichen Gewichtungen und Interpretationen dargestellt werden und so verschiedenste Charaktere unserer Gesellschaft zeichnen. Das verleiht dem Werk eine gewisse Universalität und ich kann nur sagen: gut gemacht.