Rezension

Ein Meisterwerk!

KIN - Kealan Patrick Burke

KIN
von Kealan Patrick Burke

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

An einem glühend heißen Sommertag in Elkwood, Alabama taumelt Claire Lambert nackt, verletzt und halb blind von einem Ort des Grauens davon. Sie ist die einzige Überlebende eines Albtraums, der ihre Freunde das Leben gekostet hat. Und obwohl sie für Rettung betet, kommen die Killer - eine Familie kannibalischer Geistesgestörter - immer näher.

Ein Soldat, der an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, kehrt aus dem Irak zurück und erfährt, dass sein Bruder zu den Opfern in Elkwood zählt.

Im eingeschneiten Detroit bekommt eine Kellnerin, die in einer von Missbrauch geprägten Beziehung gefangen ist, unerwarteten Besuch, der zu Blutvergießen führt und sie in eine Vergangenheit zurückversetzt, vor der sie jahrelang zu fliehen versucht hat.

Claire, die alleinige Überlebende des Elkwood-Massakers, wird von ihren toten Freunden heimgesucht und träumt von Rache … ein Traum, der durch Trauer und Wut real wird, der gute Menschen in kaltblütige Mörder verwandelt und Fremde gezwungenermaßen zu Verbündeten werden lässt.

Es ist Zeit, nach Elkwood zurückzukehren.

 

 

So lautet die grobe Inhaltsangabe, welche der Wortgewalt der beschriebenen Geschichte nicht annähernd gerecht wird.

Um auch nur eine halbwegs angemessene Buchbesprechung zu diesem Werk abzuliefern, muss ich mich kurz sammeln.

Wirklich, Leute, ich bin überhaupt kein Fan von bildhafter Sprache, langen Sätzen und ausufernden Beschreibungen, aber was Kealan Patrick Burke hier abgeliefert hat, schickt einen Trash-Fan wie mich in die „Schäm dich-Ecke“.

Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich ernsthaft gefragt: Was zum Geier hat mich bisher geritten, mich vor Werken wie diesen zu drücken?

Ich gebe beschämt zu, dass ich eine der üblichen Hinterwäldler-Geschichten erwartet hatte. Eine von der Sorte, in der ein paar geisteskranke Vollspacken in karierten Hemden sich das Mädchen und dessen Freunde vorknöpfen, sie nach allen Regeln der Kunst foltern, um sie anschließend bei selbstgebranntem Schnaps über dem Lagerfeuer zu rösten. Das Mädchen schafft es irgendwie mehr tot als lebendig zurück ins Leben, um sich später fürchterlich zu rächen.

Es hätte so einfach sein können.

Aber da hatte ich wohl die Rechnung ohne Mr. Burke gemacht.

Ja, im Großen und Ganzen hat der Roman genau diese Grundzüge. Allerdings wurde die Geschichte so meisterhaft eloquent erzählt, dass man mittendrin das Atmen vergisst.

Die Charaktere, egal ob gut oder böse, haben ihre Daseinsberechtigung. Jeder von ihnen. Sie alle haben Tiefe, Seele und Gründe für das, was sie tun, mag es auch noch so krank sein. Burke hat die Mittel, uns jede noch so kranke Handlung glaubhaft zu verkaufen. Und er nutzt sie, darauf könnt ihr wetten.

Wenn dieser Autor einen Baum beschreibt, dann sehen wir ihn nicht nur vor uns. Wir SIND der Baum.

Wenn dieser Autor unaussprechliches Grauen erzeugen möchte, tut er das in einer quälend gründlichen Art und Weise, um dem Leser schließlich mit einem einzigen Satz den Todesstoß zu verpassen.

Selten hat mich ein Roman so aus der Fassung gebracht. Die Geschehnisse haben mich völlig für sich vereinnahmt und bis jetzt nicht losgelassen.

Ganz großes Kino (was für eine bescheuerte Floskel, die hierfür eigentlich zu lächerlich ist)! Aber wirklich ganz ganz großes Kino!

Fazit:

„KIN“ von Kealan Patrick Burke ist wie eine Totenhand, die des nachts aus deinem Kleiderschrank nach dir greift, um dich in eine Welt zu zerren, die du nicht kennen willst. „KIN“ ist mit das herausragendste Buch, das ich je gelesen habe. Ich kann nur noch meinen Hut ziehen – ein Meisterwerk.