Rezension

Ein Meisterwerk!

Stoner - John Williams

Stoner
von John Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Eine nicht allzu dicke, dafür umso intensivere und eindringliche Geschichte! Ein so vielseitiger Roman in seiner Thematik, die man erst zum Schluss hin begreift. 

Der Protagonist William ist zu Anfang sehr sperrig. Erschien er mir auf eine bestimmte Art und Weise tumb und an sich und seiner Umwelt recht uninteressiert. In weiser Voraussicht wurde er von seinem Vater auf die Universität geschickt, damit er durch ein landwirtschaftliches Studium in die Lage versetzt wird den elterlichen Hof übernehmen zu können und ihn an die Erneuerungen und den Fortschritt der Landwirtschaft anzupassen, um dadurch für sich und seine Familie ein besseres Leben zu ermöglichen!

Doch das Studium der Landwirtschaft begeistert ihn kaum. Schicksalhaft kommt er mit der englischen Literatur in Berührung und schon ist es um ihn geschehen. Ein Feuer wird in ihm entfacht, dass ab jetzt seinen Lebensinhalt formt und ihn zu einem vollständigen Menschen macht.

In Liebesdingen und Menschenkenntnis war William ebenso unbeholfen und naiv, sodass er sich quasi sehenden Auges in sein Eheunglück stürzt. Als Leser weiß man es besser, doch William gibt sich und seinem Leben eine Chance einen Weg einzuschlagen, der ihm und seinem Charakter nicht entspricht. Und so begleitet man einen eigentlich genügsamen Mann, der einerseits viel Liebe in sich trägt, sie aber nicht richtig herauslassen kann. Er ist viel zu einfach und unheldenhaft, und schafft es nicht aus seiner Haut herauszukommen. So muss er zusehen, wie er beruflich übergangen wird, wie die Frau an seiner Seite ihn nur erträgt und wie sein einziges Kind ihm entfremdet wird. Wie gelähmt lässt er sein Leben an sich vorbeiziehen und malträtiert den Leser damit bis aufs Höchste. 

Wer ist dieser William, der so ein schwieriger Held seiner eigenen Geschichte ist? Er ist wie so viele von uns, die keine hochtrabenden Ziele haben und einfach ein schönes, unkompliziertes und glückliches Leben führen wollen. Aber es wird William einfach nicht gegönnt. Und genau das ist der Punkt, der dem Leser so wehtut! Wir wollen für William und für uns viele Möglichkeiten im Leben, die das Leben lebenswert machen.

Das wundervolle an diesem Buch ist, dass es zeigt, dass das Leben kein Ponnyhof ist. Auch nicht für Protagonisten in ihren Geschichten.   

Zum Hörbuch:
Hin und wieder habe ich in das Hörbuch reingehört und war sofort von der Erzählerstimme Burghart Klaußners gefesselt! Er ließ William und sein Leben vor meinen Augen entstehen, sodass ich mich kaum aus der Geschichte lösen konnte. Seine gewisse Kühle in der Stimme, gibt diesen einfachen und distanzierten William Stoner sehr gut wieder. Absolute Hörempfehlung!

Fazit:
Diese Geschichte ist ein erzählerisches Meisterwerk! Ich begleitete gespannt, wie William stoisch seine Hochs und Tiefs ertrug und dabei für die Literatur brannte. Ein leidenschaftlicher Geist in einem leidenschaftslosen Leben, bis auf eine einzige Ausnahme. Doch wie das Leben eben so spielt... Absolute Leseempfehlung!