Rezension

Ein Meisterwerk der gruseligen Fantasy-Literatur

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Ich bin auf Palast der Finsternis aufmerksam geworden, weil es doch eher selten vorkommt, dass sich ein Buch aus dem Diogenes Verlag in der Jugendbuchabteilung der Buchhandlungen finden lässt und dabei auch noch ein Cover präsentiert, das sich diesmal von dem Verlagsüblichen Design anhebt. Ich hatte aber bereits vorher einige begeisterte Leserstimmen zum Buch vernommen und war daher sehr begeistert, als ich es dann endlich auch lesen durfte! Dieses Buch hat meine Erwartungen nicht nur übertroffen, sondern meine gesamte Einstellung zum Genre Fantasyroman beeinflusst!

Beginnen wir direkt mit dem Setting der Geschichte, denn das ist bei weitem das eindrucksvollste, das ich seit langem in einem Fantasy-Roman erlebt habe. Der sagenumwobenen Palais du Papillon in Paris ist der verloren geglaubte unterirdische Palast von Frédéric du Bessancourt und seiner Familie. Der Palast wird schon zu Beginn der Geschichte äußerst geheimnisvoll beschrieben. Dadurch, dass die Handlung alternierend erzählt wird, was bedeutet, dass man als Leser abwechselnd zwei Erzählsträngen folgt, einem in der Jetztzeit von der Studentin Anouk und einem zur Zeit der französischen Revolution, der aus der Perspektive der Tochter Aurélie du Bessancourt beschrieben wird, erhält man als Leser einen guten Einblick in die Anfänge des Palais du Papillon.

Sie nahm meine Hände in ihre und drücke sie, bis meine Finger knackten. „Die Diener“, flüsterte sie. „Sie haben so grausige Gesichter.“ Ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte. (S.53)

Der Palais du Papillon ist der Dreh-und Angelpunkt der Geschichte, weshalb er sehr detailliert und ausführlich beschrieben wird. Schon für Aurélie war er im 18. Jahrhundert ein geheimnisvoller Ort, an dem ihr Vater sich wochenlang zurückzog, um Vorbereitungen für das Untertauchen seiner Familie zu treffen. Ich fand es absolut spannend, dass Aurélies Mutter von einem ihrer Ausflüge in den unterirdischen Palast sogar verstört zurück kommt. Beim Lesen nahm der Palast in meiner Vorstellung daher mit jeder Seite immer mehr Platz ein und ließ mich mehr und mehr darüber spekulieren, was in seinem Inneren verborgen sein würde. Und das Grauen, dass man durch Anouks und Aurélies Perspektive im Inneren des Palastes erfährt, ist Nervenkitzel pur!

Ich habe verzweifelte Botschaften ausgelegt und laut um Befreiung gefleht, und ich habe alle Tränen vergossen. Niemand hört mich. Ich kann nichts tun, außer verrückt zu werden. Lange kann es nicht mehr dauern. (S.145)

Besonders gefallen hat mir auch die Figurenkonstellation der Geschichte, die durch das alternierende Erzählen sehr abwechslungsreich bleibt. So lernt man nicht nur während der Expedition der Studenten in den Palast der Finsternis fünf vollkommen unterschiedliche Charaktere kennen, sondern wird auch durch die Familienangehörigen der Bessancourts in die gesellschaftlichen Verhältnisse des Frankreich im 18. Jhr. versetzt. Die Schilderungen aus der Sicht der beiden Protagonistinnem Anouk und Aurélie sind sehr realitätsnah und eingänglich. Beide Figuren sind aufregend, denn ihre Hintergründe und Familiengeschichten könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch wie viel die beiden jungen Frauen miteinander verbindet, wird erst im Laufe der Geschichte deutlich.

Meine Fingerknöchel treten weiß hervor. Ich umklammerte meinen Kopf, als wollte ich ihn auspressen wie eine Zitrone, so dass der Wahnsinn heraus tropft, bitter und gelb zwischen meinen Fingern hindurch. (S.203)

Den Spannungsbogen der Handlung  kann ich nur loben! Stefan Bachmann weiß, wie er seine Leser bei der Stange hält, denn jedes Kapitel des Romans endet mit einem Cliffhänger, den ich kaum ertragen konnte. Hinzu kommt, dass ich die Kombination aus fesselnden Spannungs- und Fantasy-Elementen als wahnsinnig stimmig und mitreißend empfunden habe. Sprachlich hat der Autor mich vollkommen überzeugt. Seine kurzen Sätze sind nervenaufreibend und hochexplosiv, sodass ich atemlos Satz um Satz, Seite um Seite der Geschichte quasi in mich aufgesaugt habe.

Fazit & Bewertung

Stefan Bachmann ist mit Palast der Finsternis meiner Meinung nach ein Meisterwerk der gruseligen Fantasy gelungen. Dramatisch, aufwühlend und mit einem großartigen Spannungsbogen hat er mich mit dieser Geschichte in seinen Bann gezogen!

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