Rezension

Ein Meisterwerk mit erschreckend authentischen Charakteren

Finderlohn
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

 Morris ist ein Literaturfanatiker, vor allem wenn es um den Autor John Rothstein geht. Weil der Autor jedoch seine Lieblingsgeschichte nicht so erzählt hat, wie Morris es sich wünschte, entwickelt er einen perfiden Plan. Er bricht bei dem Schriftsteller ein und entdeckt jede Menge unveröffentlichtes Material. Morris kann nicht anders und stiehl die Manuskripte. Vorher jedoch bringt sein Wahn und Fanatismus ihn dazu den brillanten Autor zu erschießen. Unglücklicherweise kann er sich jedoch nicht auf die neu entdeckten Geschichten stürzen, sondern wird für ein anderes Verbrechen für mehrere Jahrzehnte ins Gefängnis gesteckt.
Peter macht bei einem Spaziergang eine für ihn lebensverändernde Entdeckung - ein Koffer voller alter Notizbücher und jede Menge Geld. Was soll er damit machen? Soll er mit dem Geld seiner Familie helfen? Soll er die Polizei informieren? Was sind das für Bücher?
Zwei Protagonisten, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen und doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihre Liebe zu Literatur und John Rothsteins Geschichten bringt sie schließlich zusammen - doch dieses Zusammentreffen dürfte nicht gut verlaufen...
Als ein großer Stephen King Fan und nach meiner Begeisterung von Mr. Mercedes musste ich das Buch einfach so schnell wie möglich (also direkt nach dem Erscheinen) lesen. Meine Erwartungen waren sehr hoch und wurden absolut erfüllt. Wenn auch nicht übertroffen.
Ein Zitat, das meine Meinung perfekt zum Ausdruck bringt. Seite 389: „Großartig. Regelrecht fantastisch sogar.“

Die Geschichte entwickelt sich anfangs sehr rasant und zeigt die Ursache der ganzen folgenden Entwicklung, wie und warum es zu den Grausamkeiten und psychischen Belastungen der Protagonisten kommt. Zum Einen erzählt Morris seine Geschichte und der Leser lernt seinen Wahn kennen bzw. die Folgen davon. Diese Seite des Buches ist vor allem geprägt durch Gewalt, psychische Störungen und gleichzeitig intelligentem Charakter. Die andere Sicht und ein anderes Leben erzählt Peter. Er ist ein eher ruhiger Junge, der sich um seine Mitmenschen und vor allem seine Familie sorgt. Er stellt ihr Glück über seinem und möchte helfen. Sein Schicksal ist unmittelbar mit dem von Morris verbunden, doch wissen beide vorerst nichts von diesem "Glück". Nach und nach verbindet der Autor jedoch die Geschichten auf eine sehr spannenden und auch leicht verstörende Art und Weise. Der kriminalistische Charakter der Story, wie er beim ersten Teil der Reihe zu finden ist, wurde hier ausgelassen. Was ich auch nicht vermisst habe. Es gibt jedoch immer wieder Verbindung zu Mr. Mercedes und die Folgen der Ereignisse aus dem ersten Band spielen eine sehr große Rolle in dieser Fortsetzung.

Die Stärke des Buches sind, wie meistens bei Stephen King, die erschreckend reale Charaktere mit sehr viel einzigartiger Persönlichkeit.  Beide Protagonisten sind absolut authentisch dargestellt, sodass man jede Empfindung, jede Tat und Emotion als Leser miterlebt und mitfühlt.

Der Schreibstil von Stephen King ist unbeschreiblich. Auch in diesem Werk wird deutlich wie gut er Geschichten erzählen kann und wie viel nicht nur seine großartige Sprache bewirkt, sondern auch sein Talent die perfekte Atmosphäre zu erschaffen. Die Worte, die er verwendet erzeugen beim Leser sofort die passenden Bilder und zwischen den Zeilen entdeckt man immer wieder Besonderheiten, die praktisch in die Geschehnisse einsaugen und nicht mehr loslassen. Selbst wenn das Buch schon beendet ist. Wer die Bücher des Autors kennt, weiß auch, dass man mit ausführlichen Beschreibungen rechnen muss.  Doch diese wirken keineswegs langweilig oder zu viel, sondern fügen sich perfekt in die Erzählung ein.
Dieses Buch hatte leider in der Mitte einige Längen, bei denen ich mir wünschte, es würde etwas passieren. Es fehlte für mich ein wenig Handlung bzw. das Warten auf die bevorstehenden Ereignisse war zu lang
Das Ende des Buches jedoch konnte mich absolut vom Hocker reißen und begeistern, auch wenn ich den Ausgang der Geschichte zum größten Teil erahnt habe. Was mich jedoch vor Spannung und Überraschung buchstäblich aufschreien lies, war das letzte kurze Kapitel. Hiernach kann ich es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen. Ich fürchte jedoch, auf diese dürfen die Leser noch ein Jahr warten, falls der Rhythmus der Erscheinungen beibehalten wird. Wie ich es aushalten soll, ist mir noch schleierhaft.

Zusammenfassend kann ich wieder von der Geschichte und vor allem von den Charakteren nur Schwärmen und mich vor Stephen Kings Erzähltalent verneigen. Eine spannenden, fesselnde und leicht verstörende Darstellung zweier unterschiedlich und doch sehr ähnlicher Personen, die ihre Liebe zu Literatur auf die Spitze treiben. Grausam und doch realistisch, mit einer atemberaubenden Atmosphäre.

An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Heyne Verlag für die Bereitstellung dieses Werkes als Rezensionsexemplar ganz herzlich bedanken!
 

http://trollmuttis-buecherwelt.blogspot.de/2015/10/rezension-stephen-kin...

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