Rezension

Ein modernes Drama

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 4.5 Sternen

INHALT:
Die kleine Tochter der alleinerziehenden Lehrerin Moriguchi ist im Schulschwimmbad ertrunken; ein tragischer Unfall, wie es scheint. Wenige Wochen später kündigt Moriguchi ihre Stelle an der Schule, doch zuvor will sie ihrer Klasse noch eine letzte Lektion mit auf den Weg geben. Denn sie weiß, dass ihre Schüler Schuld am Tod ihrer Tochter haben. Mit einer erschütternden Offenbarung setzt sie unter ihnen ein tödliches Drama um Schuld und Rache, um Gewalt und Wahnsinn in Gang, an dessen Ende keiner – weder Kind noch Erwachsener – ungeschoren davonkommt.

MEINUNG:
Romane aus dem asiatischen Raum sind immer anders und in meinen Augen auch sehr speziell, denn ist deutlich spürbar, dass sich die asiatische Kultur doch sehr von der europäischen unterscheidet. Das habe ich schon bei Der Vegetarierin von Han Kang gemerkt. Bevor man sich also auf einen solchen Roman einlässt, sollte man das wissen und sich auch darauf einlassen können. Geständnisse ist ganz anders wie Der Vegetarierin, aber hat mich genauso fassungslos zurück gelassen.

Auch wenn der Klappentext schon die Grundstory verrät, hatte ich trotzdem keine so richtige Vorstellung, wie der Roman konstruiert ist und was mich dort erwartet. Wie so viele andere Romane, wird die Geschichte aus verschiedenen Sichten wiedergegeben. Das besondere ist, dass sich die Personen (fast) nicht wiederholen und dass man auch innerhalb der Sichten erstmal erkennen muss, wer denn gerade spricht, denn alle sind klassische Ich-Erzähler. Die Geschichte startet mit Moriguchi und ihrer Offenbarung, die ich hier nicht verraten möchte und setzte weiter fort mit weiteren Beteiligten.
Stück für Stück enthüllt sich die Wahrheit und auch die Absichten der Beteiligten, die ich so niemals erahnt hätte. Die Geschichte wird quasi nur als Rückblende erzählt. Dabei kommt es auch an der einen oder anderen Stelle zu Wiederholungen, die den Spannungsbogen ein wenig gebremst haben, was mich einen halben Stern abziehen lässt. Ansonsten konnte ich das Buch nur sehr schwer aus der Hand legen.

Der Autorin verpackt auch ganz geschickt Kritik an der japanischen Gesellschaft und auch am japanischen Schulsystem, was mir sehr gut gefallen hat. Man bekommt auch einen Eindruck von der Kultur und den Mechanismen der Familie und der Schule. Einiges war für mich nur bedingt nachvollziehbar, aber wie eingangs gesagt muss man hier offen für andere Kulturen sein. Natürlich ist schwer zu verstehen, wie eine solche Offenbarung solch einen Wahnsinn und so viele Tragödien auslöst, aber genau das macht eben auch den Reiz des Buches aus. Es erinnert mich an die Dramen, die man so in der Schule gelesen hat. Ein Happy-End kann hier vergebens suchen. Meines Wissens nach wurde das Buch auch bereits verfilmt.

FAZIT:
Geständnisse ist in meinen Augen ein modernes Drama. Eine scheinbar harmlose Offenbarung löst eine Lawine an unvorstellbaren Tragödien, Gewalt und purem Wahnsinn aus. Man muss sich hier definitiv auch auf die kulturellen Unterschiede einlassen und darf das Buch nicht aus europäischer Sicht betrachten. Sehr geschickt hat Kanae Minato hier aus Gesellschaftskritik verpackt. Wer Happy Ends mag, sollte hier die Finger von lassen, aber allen anderen lege ich dieses Buch sehr gerne an Herz!

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.