Rezension

Ein Muss für Klassikerfans

Durch Nacht und Wind - Stefan Lehnberg

Durch Nacht und Wind
von Stefan Lehnberg

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung: Ich bin ein großer Fan der Weimarer Klassik und habe mein Herz außerdem an die Sherlock Holmes Geschichten verloren. Dieses Buch ist ein Retelling der Sherlock Holmes Geschichten mit Goethe in der Rolle von Sherlock und Schiller in der Rolle von Watson. Für mch klang das vor dem Lesen nach einer gelungenen Mischung und ich war gespannt, was mir das Buch bringen würde. Mein größtes Bedenken war die Schrift, die schon im Klappentext leicht altertümlich anmutet und sich auch durch das ganze Buch ziehen soll. Sprachlich war das Buch allerdings sehr gut zu lesen. Ich weiß nicht, ob dies daran liegt, dass ich durch mein Studium mehr Erfahrung, beispielsweise im Lesen von Klassikern, habe oder ob es allgemein sehr angenehm zu lesen ist. Gestört hat es mich keinesfalls und hat sogar sehr zur Atmosphäre beigetragen.

Direkt zu Beginn werden Goethe und Schiller in einen scheinbar mysteriösen Fall hineingezogen, bei dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Die geschieht mit vielen Verweisen aus das Leben und die Werke der beiden Dichter und war für Kenner so sehr unterhaltsam. Aber auch der Fall hielt viele Fragen bereit, die sich im Verlaufe des Buches lösen würden. Dies geschieht am Ende mit einer tollen und nur dezent geahnten Wendung und konnte mich damit sehr überraschen.

Sowohl Goethe als auch Schiller sind sehr skurril dargestellt. Es passte jedoch perfekt zu dem Wissen, das ich über die beiden hatte und ich habe sie direkt ins Herz geschlossen du ihre historischen Vorbilder noch mehr lieben gelernt. Die Story hatte jedoch nicht nur viele Einflüsse der Weimarer Klassik sondern auch auf den Sherlock Holmes Geschichten. Ich fühlte mich für den Großteil des Buches somit pudelwohl in der Geschichte und habe sie besonders als Literaturstudentin sehr genossen.

Es gibt jedoch einen großen Kritikpunkt, der mich so sehr gestört hat, dass er zu Punktabzug geführt hat. Gegen Beginn des letzten Drittels gab es eine Reihe von Szenen, die mehr einem amerikanischem Actionfilm aus Hollywood glichen, als einer Mischung aus Goethe, Schiller und Sherlock Holmes. Es gab Verfolgungsjagden, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben und unnötige Spannung wurde erzeugt, die letztendlich überhaupt keinen Sinn hatte. Auch die Auflösung vor der eigentlichen Auflösung, in die die ganze Actionszene mündete wirkte zu einfach und sehr gestellt. Das hätte man meiner Meinung nach eleganter und vor allen Dingen dem Buch entsprechender lösen können.

Fazit: Trotz der Passage, die mir nicht gefallen hat, konnte mich Durch Nacht und Wind als Literaturstudentin und besonders als Klassik- und Sherlock Holmes-Fan wirklich begeistern und abholen. Die Sprache war trotz ihrer altertümlichen Erscheinung sehr schön zu lesen und an Humor und tollen Wendungen fehlte es ebenfalls nicht.

Vielen lieben Dank an den Klett Cotta Verlag für die Bereitstellung des Exemplars zur *Leserunde.