Rezension

Ein Mut machendes Statement

Ich bin mal eben wieder tot
von Nicholas Müller

Bewertet mit 4 Sternen

Angststörungen, Panikattacken und Depressionen sind psychische Störungen unter denen viele Menschen leiden und die verantwortlich dafür sind, dass ihr Leben voller unkontrollierbarer Qualen ist. Dabei ergreifen nicht zu beherrschende Störungen von ihrem Körper Besitz und lassen sie neben Atembeschwerden, Schmerzattacken und Schweißausbrüchen auch enorme Unruhe oder sogar Todesangst erleben. Ein Zustand, den Nicholas Müller zur Genüge kennt. Einst als Sänger der Band Jupiter auf dem Höhepunkt des Ruhms musste er im Jahr 2014 die Reißleine ziehen, als während eines Konzerts plötzlich nichts mehr ging. Auf der Bühne von Angststörungen heimgesucht, wurde dem Frontmann endgültig klar, dass es so nicht mehr weitergeht.

In seinem Buch "Ich bin mal wieder tot - Wie ich lernte, mit Angst zu leben" schildert Nicholas Müller schonungslos die schwere Zeit, die er bereits vor seinem Zusammenbruch durchlebte und die durch immer öfter auftretenden Panikattacken nicht mehr zu ertragen war. Beginnend mit dem Tod nahestehender Familienangehöriger, über die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, bis hin zu dem kräftezehrenden Ruhm, wurden bei ihm alle Weichen gestellt, die letztendlich zu seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit führten. Heute, zehn Jahre danach, hat er gelernt, mit seinen Ängsten und Panikattacken umzugehen und nach unzähligen Notarzteinsätzen, der Selbsteinweisung in eine Tagesklinik und den längst fälligen Therapien neues Vertrauen in seine Stärken gefasst. 

Ohne Tabus und ohne Rücksicht auf die Meinung anderer zu nehmen, berichtet Nicholas Müller in seinem Buch, wie es ist, mit einer psychischen Krankheit zu leben und wie sehr diese den Alltag bestimmt. Dabei nimmt er sich gerne einmal selbst auf die Schippe, lässt keine peinlichen oder zutiefst deprimierenden Erlebnisse aus und spart es sich, anderen kluge Ratschläge zu erteilen. Denn das, was er mit seinem Buch bezweckt, ist wohl eher ein wenig Verständnis zu erlangen für die Menschen, die mit einer psychischen Krankheit leben müssen und ihnen Mut zu machen, sich ihrem Schicksal zu stellen. Deshalb stört es auch nicht, dass seine Erzählungen ab und an ein wenig konfus erscheinen oder sich Gedankenfetzen scheinbar planlos aneinanderreihen. 

Fazit:
Ein Mut machendes Statement von Nicholas Müller, das enorm ehrlich verfasst worden ist und das anderen Betroffenen den so dringend notwendigen Zuspruch gibt, ihren Kampf gegen die inneren Dämonen aufzunehmen.