Rezension

Ein mysteriöser Thriller, etwas anders als erwartet

Die da kommen - Liz Jensen

Die da kommen
von Liz Jensen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hesketh Lock ist Anthropologe und hat das Asperger-Syndrom. Er untersucht menschliche Verhaltensmuster und analysiert diese. Als es plötzlich auf der ganzen Welt zu unerklärlichen und bedeutungsschweren Zwischenfällen von Sabotage, Manipulationen und Verrat vertrauenswürdiger Mitarbeiter an ihren Unternehmen kommt, wird er eingesetzt. Parallel dazu ereignen sich merkwürdige Gewaltakte, von vorpubertären Kindern an Erwachsenen, bei denen es sogar Tote gibt. Die Fälle häufen sich, es wird immer schlimmer und schnell wird klar, dass dies ein globales Problem ist und etwas mit der Welt wie wir sie kennen nicht mehr in Ordnung ist ...

Anhand des Buchrückentextes habe ich etwas ganz anderes erwartet, als ich bekommen habe. Diese Kurzbeschreibung auf dem Buch verspricht nämlich ausnahmslose Spannung um mordende Kinder. Tatsächlich geht es zu Beginn des Buches aber lediglich am Rande darum, dass Kinder auf Erwachsene losgehen, im Vordergrund steht zunächst einmal der Protagonist Hesketh Lock mit seiner Arbeit. Dieser untersucht gerade nämlich diverse Verhaltensmuster von Menschen, die ihre Arbeit aus unerfindlichen Gründen sabotiert haben. Auf den ersten Seiten fand ich es deswegen auch etwas schwierig in die Geschichte rein zu finden, weil ich eben etwas anderes erwartet hatte. Den Anfang empfand ich daher auch als etwas zäh und lahm, was durch den doch recht nüchternen Schreibstil der Autorin noch verstärkt wurde.
Erst nach ca. 100 Seiten wird es dann viel lockerer und spannender und man ahnt endlich wohin die Reise mit diesem Buch gehen könnte.

Hesketh Lock ist eine wirklich interessante Figur. Er hat das Asperger Syndrom, weist also vor allem in ungewohnten und Stresssituationen stereotype Verhaltensweisen auf und ist außerdem nicht in der Lage Gefühle nachzuvollziehen. Kurz: er hat große Probleme bei der sozialen und emotionalen Interaktion, ist aber ein brillanter Wissenschaftler auf seinem Gebiet. Ich habe bereits mit Betroffenen gearbeitet und auch wenn es bei diesem Syndrom viele unterschiedliche Symptome gibt und sich die Autorin vor allem der Hauptmerkmale dieses Syndroms bedient hat, finde ich, dass Liz Jensen hier ein recht authentisches Bild von diesem Syndrom erschaffen hat. Alle weiteren Figuren bleiben allerdings eher blass.

Das Ende der Geschichte fand ich ebenfalls etwas unbefriedigend. Die Welt, die sich im Wandel befindet wird einfach so stehen gelassen, was aus ihr wird ist der Fantasie des Lesers überlassen. Für viele bestimmt gut so, ich hätte es lieber etwas ausführlicher und abgeschlossener gehabt, aber das ist wohl Geschmackssache.

Insgesamt fand ich "Die da kommen" aber ziemlich gut, vor allem durch die gute Darstellung der Figur des Hesketh Lock und die Spannung, die im zweiten Teil aufgebaut wurde und vergebe vier von fünf Sternen für diesen Roman!