Rezension

Ein neuer Autor - eine Entdeckung

Hell-Go-Land - Tim Erzberg

Hell-Go-Land
von Tim Erzberg

Bislang hatte ich nie Neugierde nach Helgoland verspürt, doch nach der Lektüre dieses Buches sieht das anders aus. Und ich verspüre große Lust, die Insel zu erkunden, stellenweise mit diesem Roman als Reiseführer.

Der Leser erlebt Helgoland im Winter, während eines heftigen und mehrere Tage andauernden Sturms. Es sind keine Touristen mehr auf der Insel und die Bewohner haben sich in ihren Häusern und auch in ihrer Privatheit verschanzt.
Genau in diese Zeit fällt der erste Arbeitstag von Anna Krüger, die hier im abgeschiedenen Polizeiposten der Insel ihre neue Stelle als stellvertretende  Leiterin der Dienststelle antritt. Anna ist auf der Insel aufgewachsen, aber von Ihrer Rückkehr wissen nur ganz wenige und das aus gutem Grund.
Trotzdem erwartet sie schon an diesem ersten Tag eine grausige Überraschung. Ein Paket, an sie persönlich adressiert, wurde vor der Tür der Dienststelle abgelegt und der Inhalt macht ihr unmissverständlich klar, dass es vor den Schrecken der Vergangenheit kein Entrinnen gibt. Und es werden weitere Pakete folgen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn Anna weiß: wenn sie nicht in Erfahrung bringt, wer ihr diese Pakete schickt, wird es ein Menschenleben kosten.
Obwohl man als  Leser an vielen Stellen den Ereignissen ein wenig voraus ist, erfährt man doch sehr lange Zeit nicht, welcher Art das Geheimnis aus Annas Jugend ist, das offensichtlich noch immer so großen Einfluss auf sie hat. Damit gelingt es dem Autor, zum einem die Spannung stets auf einem hohen Niveau zu halten und uns andererseits häufiger auf neue Fährten zu bringen und damit auch neue Verdächtige ins Spiel einzuführen.
Nicht nur Anna hat ihr Geheimnis, auch andere Personen und auch ihre Kollegen verbergen Dinge aus Vergangenheit und Gegenwart.

Das wirklich unwirtliche Wetter wie auch die Verschlossenheit der Insulaner sind nur zwei Aspekte des Romans, die eine düstere und leicht depressive Stimmung erzeugen, die beim Lesen wie mit Händen zu greifen scheint. Und doch können wir die entscheidenden Wendungen der Geschichte nicht festhalten, genauso wenig wie das Anna und ihren Kollegen gelingt. Das Böse oder der Böse ist ihnen bis zu einem furiosen Showdown immer ein Stück weit voraus.

Tim Erzberg ist es in diesem Buch gelungen, einen Handlungsort zu zeichnen, der neugierig macht und uns darin authentische und glaubwürdige Charaktere zu präsentieren. Wir spüren das Grauen, erleben die Angst und können nachempfinden, dass Anna sich davon nicht beherrschen lassen will.
Ein wirklich spannender und gut erzählter Thriller und ein Autor, von dem ich gern mehr lesen möchte.
Lesen Sie Hell-Go-Land und sie werden begeistert sein.