Rezension

Ein packender dritter Teil der Luna-Chroniken

Die Luna-Chroniken 03: Wie Sterne so golden
von Marissa Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie lebt weit entfernt auf einem Satelliten, dort eingesperrt von Königin Levana persönlich. Die Erde kennt sie nur von weitem und dennoch will sie deren Bewohnern helfen.
Doch kann sie wirklich etwas ausrichten?

 

Cress ist Lunas beste Hackerin und trotzdem eine Gefangene ihres eigenen Volkes. Nach all den Jahren der Einsamkeit gelingt es ihr endlich, Kontakt zu einem Menschen aufzunehmen: Linh Cinder. Da sie Prinz Kai helfen will, verrät sie der Mechanikerin die Pläne ihrer Herrscherin. Denn eigentlich will Cress nur eines: Dass sie endlich flüchten kann und all die Dinge vom Blauen Planeten sieht, die sie bisher nur aus der Ferne bewundern konnte.
Schließlich entdeckt Cinder ihren Satelliten und eilt zu ihrer Rettung, aber die Befreiung misslingt und Cress’ Bewacherin Sybil nimmt grausame Rache.
Einzig und allein Throne scheint Cress noch beistehen zu können, ausgerechnet der Mann, für den sie schon seit einiger Zeit schwärmt und den sie für ihre große Liebe hält.

 

 

Nachdem ich Wie Monde so silbern und Wie Blut so rot regelrecht verschlungen habe, musste ich natürlich auch den dritten Band der Luna-Chroniken unbedingt haben. Und obwohl Wie Sterne so golden nicht völlig an die Vorgänger heranreicht, war ich wieder schwer begeistert.
Gerade Cress habe ich von Anfang an gemocht. Sie ist sehr verträumt, ziemlich naiv, chaotisch und unbedarft, ein erfrischender Gegensatz zu einer toughen Cinder und einer aufbrausenden Scarlet. Da sie ihr halbes Leben lang von allem und jedem abgeschnitten war mit kaum Kontakt zur Außenwelt, ist es wenig verwunderlich, dass sie ihre eigenen Vorstellungen von der Welt und ihrem näheren Umfeld hat. Allerdings ist sie auch bereit, diese an die Realität anzupassen, besonders im Fall von Thorne, der ganz anders ist, als sie es sich anfangs erträumt hat. Und sie schafft es, immer mehr über sich hinauszuwachsen und andere Seiten an sich zu entdecken, zum Beispiel ihre innere Stärke und ihren Mut.
Herausragend fand ich zudem Thorne, der mit einer ganz neuen Erfahrung konfrontiert wird, die ich für eine richtig tolle Idee halte. So erlebt man ihn auf eine Weise und gleichzeitig durch die Augen von Cress, die für seine Gaunereien ganz eigene Motive findet.
Die übrigen Charaktere werden nachvollziehbar weitergeführt. Hier hat mir besonders Cinders wachsender innerer Konflikt mit ihren Fähigkeiten gefallen.

 

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt fesselnd und hat mich wieder sofort mitgerissen, vor allem in den Beschreibungen des Satelliten, des Alls und der übrigen Handlungsorte. Ich freue mich schon auf den vierten Band, in dem Luna hoffentlich in den Vordergrund rückt und man über die Städte auf dem Mond mehr erfährt. Hier steht dagegen erneut die Erde im Vordergrund, auf der sich die Ereignisse überschlagen, gewürzt mit viel Humor, Spannung und unerwarteten Wendungen und zugespitzt auf ein actiongeladenes Finale, das locker mit denjenigen der beiden Vorgänger mithalten kann.
Bis dahin zieht sich die Handlung allerdings an einigen Stellen. Zwar fand ich die Liebesgeschichte zwischen Cress und Thorne sehr erfrischend, gerade weil hier Phantasie und Wirklichkeit so wunderbar genial aufeinander treffen und sich erst angleichen müssen. Aber besonders der Mittelteil gestaltet sich dadurch etwas zu langatmig, selbst wenn ich die vielen einfallsreichen Details und die gut durchdachte Story zu schätzen weiß. Trotzdem hätte man gewisse Szenen durchaus weglassen oder kürzen können, was bei meiner Gesamtbewertung nur leicht ins Gewicht fällt.

 

 

Der dritte Band der Luna-Chroniken, Wie Sterne so golden, setzt die Reihe würdig und gewohnt genial fort. Mit einer weiteren, einfach nur liebenswerten Hauptfigur, dem altbekannten, immer noch begeisterungswürdigen Ensemble, einem fesselnden Schreibstil, einer bezaubernden Liebesgeschichte und viel spannungsgeladenen Szenen konnte mich der Roman von sich überzeugen.
Nur die Längen im Mittelteil zogen die Handlung etwas zu sehr in die Länge, ein Eindruck, der bei den Vorgängern nie aufkam.
Wer die beiden ersten Teile der Buchserie liebt, gerne eine etwas andere Science-Fiction-Version von Rapunzel lesen würde und sich für gut durchdachte, detaillierte Plots begeistern kann, für den ist auch Marissa Meyers neustes Werk auf Deutsch wunderbar geeignet