Rezension

Ein perfekter Abschluss

Vernichtet - Teri Terry

Vernichtet
von Teri Terry

Im letzten Jahr hat mich eine ganz besondere Jugendbuch-Reihe begleitet. Besonders weil die Idee zu dieser düsteren dystopischen Geschichte für mich völlig neu und sehr faszinierend war. „Gelöscht“ der erste Band dieser Reihe hat mich mit seinem sehr hohen Niveau, ausdruckstarken literarischen Figuren und einer originellen und spannenden Handlung überrascht. Der zweite Teil „Zersplittert“ verlangte eine große Ausdauer und Nervenstärke von mir und konnte meinen hohen Erwartungen mehr als gerecht werden. Trotzdem hatte ich ein paar Zweifel, ob der letzte Band „Vernichtet“ dieses sehr hohe Niveau halten kann, denn erfahrungsgemäß gelingt es nur sehr wenigen Autoren mich kontinuierlich, mit allen Teilen einer Reihe, zu begeistern.

„Gerade bei Menschen kann der äußere Eindruck täuschen, und man käme nie darauf, was insgeheim in ihnen vorgeht. Wozu sie imstande sind. Bei mir war alles so gut verborgen, dass selbst ich nichts geahnt habe.“ Seite 5

Mit diesen Sätzen begibt sich Kyla zusammen mit uns Lesern in ihr vorerst letztes Abenteuer. Ihr Leben hat sich nicht großartig verändert und sie schwebt immer noch in größter Gefahr. Auf der Flucht vor übermächtigen und grausamen Gegnern, die ihrem Leben ein unwürdiges Ende setzen wollen, findet Kyla Unterschlupf bei der im Untergrund arbeitenden Organisation MIA. Die Sicherheit die MIA ihr bieten kann ist eine sehr trügerische und ihre Gegner verfolgen ihre vermeintlich verwischten Spuren…

Kylas Flucht führt sie in diesem finalen Band in ihre Vergangenheit vor dem Slating und Stück für Stück kommen Erinnerungsfetzen an Lucy und ihre Eltern zurück. Doch mit jedem zusammengesetzten Puzzleteilchen wird ihr bewusst, dass sich hinter der Wahrheit eine große Bedrohung verbirgt. Etwas, das nicht nur Kyla selbst schaden könnte, sondern auch alle Menschen, die sie liebt. Wir Leser spüren diese wachsende Gefahr in jeder Zeile dieses Buches, und obwohl die ersten Kapitel von einer etwas ruhigeren Handlung geprägt sind, bleibt ein ungutes Gefühl ein ständiger Begleiter.

In „Vernichtet“ bleibt die Autorin ihrem nervenaufreibenden Stil treu und bindet ihre Leser aktiv ins Geschehen ein. Wer keine Ausdauer und Nervenstärke hat, wird hier schnell an seine Grenzen kommen. Denn Terry steigert, nach einem etwas gemütlicheren Anfang, stetig die Spannung. Ihre Informationen zu den Hintergründen dieser Geschichte hat sie nur zögerlich herausgegeben und gekonnt platziert, sodass man gezwungen ist, sich eigene Theorien zu konstruieren. Theorien, die oft auf wackeligen Vermutungen aufgebaut sind und leicht  in sich zusammenbrechen. Terrys brillante Ideen wurden in ihren vorherigen Erzählungen nicht aufgebraucht und bereichern diesen finalen Band durch überraschende und dramatische Wendungen, die hartnäckig die Handlung vorantreiben und das Tempo erhöhen.

Terry hat auch bei ihren literarischen Figuren keinen veränderten Stil angewendet. Alle Protagonisten sind sehr interessant, absolut authentisch und undurchsichtig gestaltet worden. Sie nehmen den Leser für sich ein, wiegen ihn in Sicherheit und lassen ihn manchmal durch unerwartete Taten zweifeln, um ihn am Ende gar zu enttäuschen. Oft fieberte ich mit ihnen der Wahrheit entgegen und fürchtete mich gleichzeitig vor einer bestürzenden Klarheit.

Nach dem verblüffenden Ende von „Vernichtet“, das mir absolute Gewissheit verschafft und mich tief beeindruckt hat, schaue ich zurück auf eine der aufregendsten, faszinierendsten und brillantesten Reihen, die ich bis jetzt gelesen habe.