Rezension

Ein perfekter Abschluss

Enders - Lissa Price

Enders
von Lissa Price

Vor ungefähr einem Jahr hatte ich Euch ein Buch vorgestellt mit einer genialen Idee zu einer Zukunftsvision. „Starters“ von Lissa Price erzählte die Geschichte von Callie, die in einer Welt lebt, die von einer schrecklichen Katastrophe gezeichnet wurde. Alle Menschen, die nicht schnell genug geimpft werden konnten, wurden von einer schrecklichen Krankheit getötet. Nur sehr junge (Starters) und sehr alte Menschen (Enders) haben überlebt. Zahlreiche Jugendliche sind ohne Eltern zurückgeblieben und kämpfen sich durch ein sehr trostloses Leben, denn nicht jeder hat das Glück, reiche Großeltern zu haben. Bislang war die Body Bank, in der sie ihre Körper an alte Menschen vermieteten, die einzige Möglichkeit, an Geld zu kommen und so ihr Überleben zu sichern.

Mich hat die Idee, seinen Körper jemand anderem zu überlassen, das Bewusstsein ausschaltet, während eine reiche Mieterin die Kontrolle über den Körper übernimmt, völlig fasziniert. Und ich war sehr neugierig, wie es mit Callie weitergeht, nachdem es ihr gelungen ist, die Machenschaften des skrupellosen Instituts „Prime Destinations“ zu stoppen. Denn nun sieht sie sich einer neuen Gefahr gegenüber: Der Old Man, der mysteriöse Leiter der Body Bank, ist entkommen und hat einen ganz persönlichen und schrecklichen Plan für Callies Leben. Im ersten Band dieser Reihe habe ich mich ein wenig an ein paar Ungereimtheiten gestört. Viele Fragen blieben ungeklärt und ich wartete voller Ungeduld und Wissensdurst auf „Enders“, das finale Buch zu dieser Dilogie. Vor dem Lesen hatte ich ein wenig Bedenken, dass ich Schwierigkeiten mit dem Einstieg in die Geschichte hätte. Schnell lösten diese sich in Luft auf, denn der Autorin gelang es in einem rasanten Tempo, mir viele wieder vergessene Ereignisse zu vergegenwärtigen und mich erneut in Callies sehr interessante Welt zu ziehen. Während es in „Starters“ hauptsächlich um die Beschreibung der Charaktere und des futuristischen US-Amerika nach einer schrecklichen Seuche ging, kommt „Enders“ sehr kämpferisch daher.

Im Mittelpunkt stehen die Suche des ehemaligen Leiters von „Prime Destinations“ und der Wunsch, ihn zu vernichten. Price beschränkt sich beim Erzählen auf das Wesentliche und lässt nur am Rande geniale Errungenschaften und Technologien einfließen. Der jugendliche Stil und die kurzen Kapitel, die fast immer ein sehr spannendes Ende haben, machten es mir unmöglich, dieses Buch aus der Hand zu legen. Es entstand ein regelrechter Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Als Leser verfällt man während des Lesens immer wieder in Grübeleien über mögliche Zusammenhänge. Glaubt man für sich eine Antwort gefunden zu haben, überrascht Price mit einer völlig unerwarteten Wendung und wirft neue Fragen auf. Aber nicht nur die Geschichte wirkt reifer und dramatischer. Auch die Charaktere haben sich weiterentwickelt und konnten mich, im Gegensatz zum ersten Band, restlos durch ihre Ecken und Kanten überzeugen. Ist man am Ende dieses Buches angelangt, heißt es erst einmal tief durchatmen, die aufgestaute Spannung zu entlassen und die vielen Antworten zu verarbeiten.

In „Enders“ von Lissa Price gab es keine Minute, in der ich mich nicht bestens unterhalten fühlte durch den Ideenreichtum und die Erzählweise der Autorin. Sie überraschte mich mit einer sehr viel reiferen Fortsetzung und begeisterte mich restlos, mit einer sehr spannenden, dichten und immer wieder überraschenden Handlung. Für mich war es das perfekte Buch und ich hoffe die Autorin schreibt noch sehr viele Geschichten dieser Art.