Rezension

Ein Polit-Thriller mit spannenden Ideen, aber einigen Längen.

Mitten im kalten Winter - Arvid Heubner

Mitten im kalten Winter
von Arvid Heubner

Klappentext

Eine Gruppe von Schülerinnen eines Eliteinternats verschwindet nach einem Wochenendausflug spurlos. Die örtliche Polizei steht vor einem Rätsel. Kriminalrat Tinus Geving - neuer Ermittler beim Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt - wird daher mit Ermittlungen betraut, die zunächst nicht mehr sind als bloße Routine. Doch schon bald wird der neue Ermittler in ein Geflecht aus Macht, Politik und Intrigen verwickelt, das weit über die eigentlichen Ermittlungen hinausgeht und ihn mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.

 

Rezension

Was als Routine-Ermittlung beginnt, wächst sich nach und nach zu eine Fall aus, der die gesamte Landespolitik Sachsen-Anhalts umzukrempeln droht. Dabei geht es in der Landesregierung ohnehin schon drunter und drüber, da die geplante Ausweitung von Polizeibefugnissen die Regierung zu spalten droht. "Mitten im kalten Winter" ist also kein Thriller, dessen Handlung sich in einem Satz erklären lässt. Im Gegenteil: Die Geschichte ist komplex und viele Zusammenhänge offenbaren sich erst gegen Ende hin. Bisweilen war die Geschichte für mich jedoch auch zu überladen. Ich hatte den Eindruck, der Autor möchte nicht nur einen spannenden Roman schreiben, sondern in diesen alles hineinpacken, was ihm wichtig erscheint: Zunehmende Überwachung, internationaler Terrorismus, Korruption, wissenschaftliche Betrachtungen über die sieben Todsünden, Rüstungs- und Söldnerunternehmen usw. Das ist bisweilen durchaus spannend, für meinen Geschmack wäre weniger jedoch mehr gewesen.

 

Tinus Geving ist der klassiche idealistische Ermittler, der mit seinem Beruf verheiratet ist. Einst bei EUROPOL im Dienst, wechselte er nach einem dramatischen Vorfall zum LKA. Seine gewifften Verhöre gefielen mir sehr gut und ich musste beim Lesen oft Schmunzeln. Als Mensch blieb Geving jedoch bis zuletzt eher unscheinbar, sodass ich noch nicht weiß ob ich ihn mag oder nicht. Die übrigen Charaktere sind, mit einer Ausnahme (die hier nicht verraten wird) oft eine Spur klischeehaft und überzeichnet. So ist schnell klar, wer zu den "Guten" und wer zu den "Bösen gehört.

 

Sprachlich habe ich mir mit dem Buch zunächst sehr schwer getan und hatte stellenweise den Eindruck, dass hier das Lektorat noch aussteht. Mit Zeit habe ich in den Schreibstil hineingefunden, die Beschreibungen blieben mir jedoch oft zu abstrakt, eher beschreibend als darstellend. Um ein Beispiel zu nennen:

 

"Für einen Neuling in der Gegend wie Tinus Geving bot sich ein recht idyllisches Bild." (Seite 22).

 

Hier hätte es mir besser gefallen, die Landschaft (und vielleicht noch Gevings Reaktion darauf) wären so beschrieben worden, sodass man selbst darauf schließen kann, wie die Gegend auf ihn wirkt. Ich mag es nicht, wenn Bücher mir explizit sagen wie ich eine Szene zu interpretieren habe.

 

Fazit

"Mitten im kalten Winter" ist ein komplexer Polit-Thriller, der zahlreiche gute Ideen enthält. Der Autor hat damit ein beeindruckendes Debut vorgelegt. Aufgrund der oben beschriebenen Schwächen gibt es von mir dennoch nur drei Punkte.